Der Fahrdienstleiter im Stellwerk von Bad Aibling hat nach Informationen des Magazins "Der Spiegel" versucht, die aufeinander zurasenden Züge noch zu stoppen. Er habe kurz hintereinander über Sprechfunk zwei Notrufe abgesetzt und dafür ein spezielles Mobilfunknetz der Bahn mit einer Notruffunktion genutzt. Eine Polizeisprecherin sagte, dazu lägen ihr keine Informationen vor.

Zweiter Notrufversuch nach Kollision

Dem "Spiegel" zufolge erreichte der erste Notruf die Lokführer vermutlich kurz vor dem Zusammenstoß der Regionalzüge am Dienstag zwischen Holzkirchen und Rosenheim. Der zweite Notrufversuch sei offensichtlich nach der Kollision erfolgt.

Einem Sprecher des deutschen Eisenbahn-Bundesamtes zufolge wird der Zugfunkverkehr zwischen dem Stellwerk und den Triebwagenführern ausgewertet und ist Bestandteil der Ermittlungen. Die Deutsche Bahn wollte sich wegen der laufenden Ermittlungen nicht zu dem "Spiegel"-Bericht äußern.

Fahrtenschreiber ausgewertet

Experten haben zwei der drei Fahrtenschreiber aus den Zugwracks von Bad Aibling vollständig ausgelesen. "Es konnten keine Hinweise auf Missachtung von Signalen festgestellt werden", berichtete ein Sprecher des Bundesverkehrsministeriums mit Blick auf die Datenspeicherkassette desjenigen Zuges, der von Rosenheim nach Holzkirchen unterwegs war.

Der eine der beiden Fahrtenschreiber des Gegenzuges sei ebenfalls bereits ausgewertet worden. "Daraus können keine Erkenntnisse auf die Handlungen des Triebfahrzeugführers gewonnen werden", sagte der Sprecher.

Die Auswertung der dritten, erst am Freitag geborgenen Blackbox werde derzeit versucht - die Blackbox sei allerdings beschädigt. Dass es in einem Zug zwei Fahrtschreiber gegeben habe, liege daran, dass in dem Fall ein zweiteiliger Zug unterwegs gewesen sei.

Als nächstes würden nun die Zugfunkgespräche ausgewertet und mit dem Fahrtverlauf abgeglichen, erläuterte der Sprecher. Zudem würden die im Stellwerk registrierten und dokumentierten Bedienhandlungen mit den Aufzeichnungen der Datenspeicherkassette abgeglichen und dortige Abläufe untersucht.