In diesem Frühjahr droht über der Nordhalbkugel womöglich ein Ozonloch in bisher noch nicht da gewesenem Ausmaß. Sollten sich die klimatischen Bedingungen über der Arktis nicht bald ändern, müssen Menschen auf der Nordhalbkugel im März und April mit einer deutlich erhöhten Hautkrebsgefahr rechnen, sagte der Wissenschafter Markus Rex vom Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI).

Durch den schon jetzt beobachteten Ozonabbau kann laut AWI die gefährliche UV-Strahlung im März oder April Werte wie sonst nur im Hochsommer erreichen, hieß es am Mittwoch. Weil die Sonne aber nicht stechender wirkt als normal, kann man sich Rex zufolge bei Freizeitaktivitäten schnell unbemerkt verbrennen. Gefährdet sind vor allem hellhäutige Menschen und Kinder, die ohne Sonnenschutz im Freien spielen. Zudem leiden Pflanzen und vor allem die Algenblüte im Nordmeer, die als Grundlage für die gesamte Nahrungskette im Meer bis hin zu den Walen dient.

Dem AWI zufolge hat sich über der Arktis ein bisher stabiler Tiefdruckwirbel gebildet, in dem in 20 Kilometern Höhe extreme Temperaturen von minus 90 Grad herrschen. Bereits ab minus 78 Grad entstehen dort sogenannte Stratosphärische Wolken, an welchen die durch den Menschen in die Umwelt gelangten Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW) das Ozon abbauen.

Bis Mitte Februar wird nach Berechnungen des AWI über der Arktis "mehr als ein Viertel der Ozons zerstört worden sein". Die atmosphärischen Bedingungen zeigen laut AWI bereits jetzt ein "Zerstörungspotenzial", das den bisher größten Ozonabbau im Winter 2010/2011 noch übertreffen könnte: Im Frühjahr 2011 klaffte in der Ozonschicht über der Arktis eine Lücke, in die die Fläche Deutschlands 40 Mal hineingepasst hätte.

Sollte sich der beständige Tiefdruckwirbel nicht auflösen, droht Rex zufolge eine "deutlich größer Lücke" in der Ozonschicht - mit Auswirkungen im Frühjahr bis Norditalien. Ob der Wirbel rechtzeitig aufbricht, können die Wissenschafter derzeit nicht vorhersagen. Rex empfiehlt, bei Freizeitaktivitäten im Frühjahr auf die UV-Vorhersagen des Deutschen Wetterdienstes zu achten.