Das schwere Zugsunglück in Bayern mit mindestens zehn Toten ist laut ersten Ermittlungen durch menschliches Versagen ausgelöst worden. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Dienstagabend aus zuverlässiger Quelle. Wer genau für das Unglück im oberbayerischen Bad Aibling verantwortlich zu machen ist, war zunächst nicht bekannt.

Mehr Details wurden der Deutschen Presse-Agentur nicht genannt. Zuvor hatte das RedaktionsNetzwerk Deutschland darüber berichtet, dass menschliches Versagen das Unglück ausgelöst haben könnte.

Am Dienstagmorgen waren zwei Nahverkehrszüge auf der eingleisigen Strecke zwischen Holzkirchen und Rosenheim frontal ineinander gerast. 18 Menschen wurden schwer, 63 Reisende leicht verletzt. Eine Person wurde noch vermisst, wie die Polizei mitteilte. Die Katastrophe ist das schwerste Zugsunglück in Bayern seit mehr als 40 Jahren.

Trauer herrschte nicht nur in der Region, bis in die Politik hinein sendete das Unglück seine Schockwellen: Am Nachmittag entschieden sich die Parteien, auf den traditionsreichen Politischen Aschermittwoch in Bayern zu verzichten. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zeigte sich tief betroffen: "In Gedanken bin ich auch bei den zahlreichen Verletzten, die mit den Folgen des Unglücks ringen", sagte sie. Auch Bundespräsident Joachim Gauck, der sich in Nigeria aufhält, zeigte sich bestürzt über die Tragödie.

Als die Züge am Morgen gegen 6.45 Uhr zusammenstießen und sich die Triebwagen ineinander verkeilten, entgleiste einer der Züge und mehrere Waggons kippten zur Seite. "Der eine Zug hat sich förmlich in den anderen hineingebohrt und die Kabine des zweiten Zuges komplett auseinandergerissen", berichtete Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) sichtlich betroffen vor Journalisten. "Das sind Bilder, die einen natürlich auch sehr stark emotional belasten, weil man sich nicht vorstellen kann, dass solche Unglücke auch bei uns vorkommen können."

Die auch Mangfalltalbahn genannte Strecke wird mit Hilfe des "Punktförmigen Zugbeeinflussungssystems" kontrolliert - "ein System, das automatisch dafür sorgen soll, dass das Aufeinandertreffen von Zügen nicht stattfindet, indem Züge zwangsgebremst werden, wenn sie unberechtigt auf einer Strecke sind, Signale überfahren oder Ähnliches", sagte Dobrindt. Auf der Unfallstrecke war das System erst in der vergangenen Woche kontrolliert worden - alles schien einwandfrei.

Die Bergungsarbeiten gestalteten sich extrem schwierig
Die Bergungsarbeiten gestalteten sich extrem schwierig © (c) APA/dpa/Peter Kneffel (Peter Kneffel)

Die Rettungs- und Bergungsarbeiten gestalteten sich extrem schwierig, weil die Unglücksstelle in einem Waldstück an einer Hangkante neben dem Flüsschen Mangfall liegt. Am Mittwoch soll damit begonnen werden, die Zugwracks mit schwerem Gerät zu entfernen.

Rund 700 Rettungskräfte kümmerten sich um die Verletzten. Helikopter brachten die Schwerverletzten in Krankenhäuser, wo sämtliche geplanten Operationen sofort abgesagt wurden, um Kapazitäten für die Versorgung der Opfer zu schaffen. Wasserwacht und Bergwacht waren ebenfalls im Einsatz. Zum Teil zogen die überwiegend ehrenamtlichen Helfer die Opfer auch in Bergungssäcken mit Winden an den Hubschraubern hoch und flogen sie an das andere Ufer der Mangfall.

Zehn Hubschrauber standen im Einsatz