Nach dem Erdbeben im Süden Taiwans haben die Rettungskräfte weiter nach rund 120 Vermissten in den Trümmern gesucht. Die Zahl der Toten in der Metropole Tainan stieg am Sonntag auf 29, wie das Katastrophenzentrum mitteilte. Es wurde davon ausgegangen, dass weitere Leichen gefunden werden. Rund 500 Menschen wurden verletzt, davon waren 100 noch in Krankenhäusern.

Komplett eingestürzt

Die Suche nach den Verschütteten dauerte auch über Nacht an. Rund 100 Menschen wurden allein in den Trümmern eines 16-stöckigen Wohnhauses vermisst, das komplett umgestürzt war. Die Behörden haben den Verdacht, dass Pfusch am Bau die Ursache dafür gewesen sein könnte, dass das Haus dem Beben der Stärke 6,4 am Samstagmorgen um 3.57 Uhr Ortszeit nicht standhalten konnte.

Vor dem Weiguan-Jinlong-Wohnkomplex versammelten sich verzweifelte Angehörige. Sonntag früh holten die Bergungskräfte drei weitere Bewohner aus den Trümmern, darunter einen kleinen Bub und seinen Vater, wie die Nachrichtenagentur CNA berichtete. Bis Sonntagnachmittag waren in dem Haus aber allein 22 Tote gefunden worden.

Schwer zugänglich

Die meisten Verschütteten wurden in den zerstörten unteren Stockwerken vermutet, zu denen sich die Rettungskräfte nur schwer Zugang verschaffen konnten. Die Helfer mussten teils schweres Gerät einsetzen und Wände mit Trägern stützen.

Es wurde befürchtet, dass Hausreste weiter in sich zusammenbrechen und so Verschüttete und Rettungskräfte in Gefahr geraten könnten. Tainans Bürgermeister Lai Ching-te sagte, die Suche komme nur langsam voran, weil die Retter die Trümmerstücke vorsichtig und teilweise von Hand beseitigen müssten, um niemanden zu gefährden.

Papst bedauert

Papst Franziskus hat den Opfern des schweren Erdbebens in Taiwan sein Mitgefühl ausgesprochen und ihnen Kraft und Stärke gewünscht. Das Oberhaupt der katholischen Kirche sende den Familien der Verstorbenen und Verletzten, den Rettungskräften und den Behörden sein Beileid, heißt es in einem am Sonntag veröffentlichten Telegramm, das von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin unterschrieben wurde.

Der Papst sei sehr betroffen gewesen über das Leiden, "das durch das tödliche Erdbeben in Taiwan ausgelöst wurde und viele Menschen getötet oder schwer verletzt hat". Bei dem Erdbeben in Süden Taiwans kamen mindestens 26 Menschen ums Leben, nach rund 120 Vermissten wurde am Sonntag noch gesucht

Die verzweifelte Suche nach Überlebenden geht weiter

In der Zwei-Millionen-Metropole sind insgesamt rund zehn Gebäude eingestürzt. Unter den Vermissten in der Stadt waren nach offiziellen Angaben auch mindestens 35 Kinder. Mehr als 350 Menschen konnten lebend geborgen werden. Wegen Einsturzgefahr wurden mehr als 400 Menschen bei Evakuierungen in Sicherheit gebracht. Das Militär hat vorübergehend Lager mit 1200 Betten eingerichtet.

Das Epizentrum des Erdbebens lag in Meinong nahe der Hafenstadt Kaohsiung. Die Region ist dicht besiedelt. Allein in der südlich von Tainan gelegenen Stadt Kaohsiung leben 2,8 Millionen Menschen. Zeitweise war die Strom- und Wasserversorgung für Hunderttausende unterbrochen. Das Beben war auf der ganzen Insel zu spüren.

Das Erdbeben trübte die Stimmung am traditionellen chinesischen Neujahrsfest, das am Sonntagabend gefeiert wurde. Es weckte auch schlimme Erinnerungen an das Beben von 1999, als 2.400 Menschen ums Leben kamen. Damals wurde eine Stärke von 7,3 erreicht. Nach der vorübergehenden Unterbrechung der Hochgeschwindigkeitsbahn im Süden Taiwans verkehrten die Züge seit Sonntag früh wieder normal.