In Wien hat das Bündnis "System Change, not Climate Change!" für Sonntagnachmittag einen Marsch zum Parlament angesetzt, danach findet ein Straßenfest statt. Auch in Berlin ist für Sonntag eine Kundgebung geplant, in Paris soll es am Sonntag eine zwei Kilometer lange Menschenkette geben. Weitere Kundgebungen sind am Wochenende unter anderem in London, Neu Delhi, Kampala, Kyoto, New York, Kairo und Sao Paulo vorgesehen.

Start der Kampagne war in Melbourne. Auf Schildern dort hieß es: "Klimawandel ist nicht cool" oder "Es gibt keinen Planeten B". Unter den Demonstranten waren Gewerkschafter, Umweltschützer und Bewohner von Pazifikinseln, die vom Anstieg des Meeresspiegels infolge des Treibhauseffekts besonders betroffen sind.

In Manila beteiligten sich am Samstag mehr als 2.500 Kirchenvertreter, Studenten und Aktivisten an einer Kundgebung, im ganzen Land sollte es Aktionen geben. Die Philippinen sind eines der am meisten von klimabedingten Naturkatastrophen betroffenen Länder.

Großdemos verboten

In Paris verboten die Behörden zwei für Sonntag sowie für den 12. Dezember geplante Großdemonstrationen. Zur Begründung hieß, nach den Angriffen mit 130 Toten am 13. November drohten in der französischen Hauptstadt weitere Anschläge. Stattdessen wollen Aktivisten Massen von Schuhen auf der Place de la Republique aufstellen - als Symbol für die tausenden Demonstranten, die an ihrem Protestmarsch gehindert werden; darunter ein Paar Schuhe im Namen von Papst Franziskus - beschriftet mit dessen Namen und dem Titel seiner Enzyklika gegen den Klimawandel.

24 Umweltaktivisten wurden unter Hausarrest gestellt. Innenminister Bernard Cazeneuve sagte am Sonntag, die Personen würden verdächtigt, anlässlich des am Montag beginnenden Weltklimagipfels in Paris gewaltsame Proteste zu veranstalten. Ein Bündnis von Umweltschützern, die Coalition Climat 21, zu der unter anderem Greenpeace gehört, kritisierte in diesem Zusammenhang "offensichtliche Missbräuche" des nach den Terroranschlägen von Paris verhängten Ausnahmezustands.

Rund 10.000 Delegierte aus 195 Ländern verhandeln ab Sonntagabend in Paris unter schärfsten Sicherheitsvorkehrungen über ein neues weltweites Klimaabkommen zur Verringerung von Treibhausgasen. Das Abkommen soll erstmals auch die Schwellen- und Entwicklungsländer zur Reduzierung ihres Kohlendioxidausstoßes verpflichten. Vom Jahr 2020 an soll es an die Stelle des 1997 ausgehandelten Kyoto-Protokolls treten. Erklärtes Ziel ist es, die globale Erwärmung auf zwei Grad über dem Temperaturdurchschnitt vorindustrieller Zeit zu begrenzen. Die offizielle Eröffnungszeremonie mit zahlreichen Staats- und Regierungschefs, darunter die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), US-Präsident Barack Obama sowie die Staatschefs Russlands und Chinas, Wladimir Putin und Xi Jinping, findet am Montag statt.

Frankreichs Staatschef Francois Hollande warnte, dass schon wenige Staaten ein ehrgeiziges globales Klimaschutzabkommen verhindern könnten. Bei der Konferenz sei eine umfassende Vereinbarung notwendig, sagte Hollande am Freitag beim Gipfeltreffen der Commonwealth-Staatschefs in Maltas Hauptstadt Valletta. Dass der Mensch "der schlimmste Feind des Menschen" sei, sei nicht nur beim Terrorismus, sondern auch beim Klima zu sehen, sagte der französische Staatschef mit Blick auf die Anschläge vor zwei Wochen.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon sagte, er sei "ermutigt" durch die Klimabeschlüsse der Commonwealth-Staaten. Maltas Regierungschef Joseph Muscat hatte bekannt gegeben, dass die Staatengruppe einen eine Milliarde Dollar (940 Millionen Euro) schweren Klimaschutzfonds einrichten will, der bis Ende 2016 voll funktionsfähig sein soll.

Kanada kündigte an, seine Hilfen für Klimaschutzprojekte in armen Ländern zu verdoppeln. Ottawa will in einem Zeitraum von fünf Jahren fast zwei Milliarden US-Dollar dafür bereitstellen.

Merkel forderte in einem am Samstag veröffentlichten Video-Podcast, in Paris müssten verbindlich Folgeprozesse mit regelmäßigen Überprüfungen vereinbart werden. Viele Staaten hätten zwar bereits nationale Ziele zur Minderung klimaschädlicher Emissionen formuliert, womit sich das globale Ziel der Zwei-Grad-Begrenzung aber nicht erreichen lasse.