Papst Franziskus hat eine stärkere Zusammenarbeit der Religionen zur Bekämpfung von Hass und Gewalt gefordert. Dies sei angesichts der Konflikte in der Welt entscheidend, sagte Franziskus am Donnerstag bei einer Begegnung mit Vertretern verschiedener Religionsgruppen in Nairobi. Gottes Name dürfe nie "benutzt werden, um Hass und Gewalt zu rechtfertigen", sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche.

Der Vertreter der muslimischen Gemeinde Kenias, Abdulghafur El-Busaidy, zitierte den deutschen Theologen Hans Küng - der unter Johannes Paul II. in Ungnade gefallen war - mit den Worten, dass es ohne einen Frieden der Religionen keinen Frieden zwischen Nationen geben könne.

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Zehntausende Kenianer haben Papst Franziskus Donnerstag früh auf dem Universitäts-Campus in Nairobi bei strömenden Regen willkommen geheißen. Im offenen Papamobil fuhr Franziskus laut Kathpress durch die jubelnde Menge und begrüßte winkend die Menschen. Bereits Stunden zuvor hatten die Gläubigen bei Regen auf den Beginn des Gottesdienstes gewartet. Es war die erste große Messe während der Afrika-Reise des Papstes, die bis Montag dauert.

In seiner Predigt hob Franziskus den Zusammenhalt von Familien als den zentralen Wert für die Gesellschaft hervor. "Die Gesundheit jeder Gesellschaft hängt von der Gesundheit der Familien ab", sagte er. Das Wort Gottes rufe die Menschen deshalb auf, die Familien in dieser Sendung zu unterstützen, "die Kinder als einen Segen für unsere Welt anzunehmen und die Würde jedes Mannes und jeder Frau zu verteidigen, denn wir alle sind Brüder und Schwestern in der einen Menschheitsfamilie", so der Papst bei der Messe auf dem Campus der Universität.

Genitalverstümmelung

Offenbar mit Blick auf die in Kenia verbreitete Genitalverstümmelung an Frauen (FGM) forderte Franziskus, sich Bräuchen zu widersetzen, "die die Arroganz unter den Männern begünstigen, die die Frauen verletzen oder verachten und das Leben der unschuldigen Ungeborenen bedrohen". Christliche Familien sollten vielmehr die Liebe Gottes ausstrahlen. Dies ist nach den Worten des Papstes heute besonders wichtig, "denn wir erleben die Ausbreitung neuer Wüsten, die durch eine Kultur des Egoismus und der Gleichgültigkeit gegenüber den anderen gebildet werden".

Vor dem Gottesdienst hatte Franziskus die Religionen zur gemeinsamen Abwehr von Extremismus und Terror aufgerufen. "Allzu häufig werden Jugendliche im Namen der Religion zu Extremisten gemacht, um Zwietracht und Angst zu säen und um das Gefüge unserer Gesellschaften zu zerstören", sagte er Donnerstag früh bei einem interreligiösen Treffen in der Nuntiatur.

Dichtes Programm

Für den Nachmittag war zunächst ein Treffen des Papstes mit Priestern, Ordensleuten und Seminaristen in der St. Mary's School vorgesehen. Anschließend wollte er sich an den Sitz der Vereinten Nationen in Nairobi zu einem Treffen mit den dortigen Behörden begeben.

Der Besuch steht unter strengen Sicherheitsvorkehrungen. Rund 10.000 Polizisten sollen laut kenianischen Medienberichten die Ordnung gewährleisten. Die Regierung rief die Bürger auf, auf die Straßen zu gehen und Franziskus zu feiern.

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Die elfte Auslandsreise seit seiner Wahl im September 2013 führt den Papst bis Montag auch noch nach Uganda und in den Krisenstaat Zentralafrikanische Republik. Zu Beginn seiner ersten Afrika-Reise hatte Papst Franziskus am Mittwoch einen stärkeren Einsatz bei der Bekämpfung der Armut gefordert.