US-Präsident Barack Obama hat betroffen auf die Veröffentlichung eines Videos reagiert, das den Tod eines schwarzen Jugendlichen durch Polizeikugeln in Chicago zeigt. Das Filmmaterial habe ihn "tief betrübt", hieß es in der Nacht auf Donnerstag auf Obamas Facebook-Seite.

Der US-Präsident rief dazu auf, Trauernde am anstehenden "Thanksgiving"-Wochenende in Gebete miteinzuschließen und dankbar angesichts der überwältigenden Zahl an Ordnungshütern zu sein, die ehrenvoll für Sicherheit sorgten. Er dankte besonders den Einwohnern seiner Heimatstadt Chicago, die friedlich gegen Polizeigewalt protestiert hätten. Auch am Mittwoch versammelten sich wieder Demonstranten in der Metropole im Mittleren Westen der USA. Bei einer Demonstration am Vortag hatte es drei Festnahmen gegeben.

16 Schüsse auf 17-Jährigen

Am Dienstag war ein weißer Polizist vor einem Gericht in Chicago wegen Mordes angeklagt worden, weil er am 20. Oktober vorigen Jahres den 17 Jahre alten Laquan McDonald niederschoss und dabei 16 mal abdrückte. Das im Anschluss veröffentlichte Video zeigt, dass der junge Mann nicht mit einem Messer auf die Ordnungshüter losging, wie der angeklagte Polizist zu seiner Verteidigung vorgebracht hatte. Nur 30 Sekunden nach seiner Ankunft vor Ort - und nur sechs Sekunden nach Verlassen seines Wagens - feuerte Van Dyke auf den Teenager. Seinem Anwalt zufolge fürchtete 37-jährige Polizist um sein Leben.

Bereits 20 Beschwerden

Gegen Van Dyke gab es laut einem unabhängigen Polizeidatenprojekt der Universität von Chicago seit 2011 mindestens 20 Beschwerden, ohne dass Disziplinarstrafen gegen ihn verhängt worden seien. Die Beschwerden bezogen sich unter anderem auf übermäßigen Gewalteinsatz durch den Beamten, der 2001 bei der Polizei von Chicago angefangen hatte.

Immer wieder Fälle von Polizeigewalt

Fälle von Polizeigewalt gegen Schwarze haben wiederholt für Empörung und Aufruhr in der afroamerikanischen Bevölkerung gesorgt. Im Sommer 2014 hatte die Tötung des 18-jährigen Michael Brown in Ferguson im Bundesstaat Missouri schwere Unruhen ausgelöst. Der verantwortliche Polizist wurde nicht angeklagt, obwohl Brown unbewaffnet war. Im April hatte der Tod des Schwarzen Freddie Gray im Polizeigewahrsam in Baltimore zu Ausschreitungen in der Ostküstenstadt geführt.