Ein wegen schweren Missbrauchs von Buben angeklagter deutscher Kinderarzt hat am Montag vor dem Landgericht Augsburg ein umfassendes Geständnis abgelegt. Er sei zu der Einsicht gelangt, "dass der einzige Weg, mit meinen Taten umzugehen, ist, diese vollständig einzuräumen", sagte der Beschuldigte zum Prozessauftakt.

Ab dem Jahr 1998 bis zu seiner Festnahme vor gut einem Jahr soll er etwa zwanzig Buben ab fünf Jahren missbraucht haben. Dem 40 Jahre alten gebürtigen Augsburger wird von der Staatsanwaltschaft unter anderem schwerer sexueller Missbrauch von Kindern, Vergewaltigung, Freiheitsberaubung und Kinderpornografie vorgeworfen.

Bilder und Videos am Computer

Die Verlesung der in der Anklage gesammelten umfassenden Vorwürfe gegen ihn dauerte etwa zwei Stunden. Zu der Anklage zählten die einzelnen Missbrauchstaten sowie die Dokumentation der von dem Angeklagten teils selbst beim Missbrauch angefertigten Bilder und Videofilme. Ferner wurden bei ihm andere kinderpornografische Bilder gefunden.

Der angeklagte Arzt sagte, "die Daten, die in der Anklage wiedergegeben sind, treffen so zu." Eine Entschuldigung für seine Vergehen gebe es nicht. "Ich kann nur um Vergebung bitten", sagte er unter Tränen.

Seinem Geständnis zufolge sieht sich der Arzt selbst als pädophil. Er habe etwa ab dem 17. Lebensjahr einen immer stärkeren sexuellen Drang zu kleinen Buben verspürt. Nachdem er diesen zunächst über kinderpornografische Bilder aus dem Internet befriedigt habe, habe er sich wie in einer "Spirale" immer weiter in seine Sexualverbrechen hinein bewegt.

Klinik-Arzt narkotisierte seine Opfer

Der hauptberuflich an Kliniken in Bayern und Hannover und ehrenamtlich beim Bayerischen Roten Kreuz tätige Arzt soll sich an den Kindern in Augsburg, Nürnberg, München und in Hannover und Umgebung sexuell vergangen haben. Dabei soll er seine Opfer zum Teil narkotisiert haben, um sie wehrlos zu machen und ihre Erinnerung zu löschen.

Mehrfach soll der Mann Buben unter einem Vorwand in Häuser gelockt und dann missbraucht haben. Dabei soll er seine Opfer unter anderem mit Geld oder dem Versprechen von Spielzeug angelockt haben.

Aufgeflogen war der Mann nach einem Missbrauchsfall in Garbsen bei Hannover im August vergangenen Jahres. Dort soll er einen fünfjährigen Buben entführt, betäubt, missbraucht und dann das weinende und durch die Medikamente benommene Kind ausgesetzt haben. Im Zuge der folgenden Ermittlungen des bundesweit beachteten Falls kam die Polizei zwei Monate später auf die Schliche des Angeklagten und konnte diesen festnehmen.

Verfahren verkürzt

Viele seiner früheren Opfer sollen erst von den bei dem Arzt gefundenen Bildern von den Missbrauchsfällen Kenntnis bekommen haben. Durch die Medikamente sollen sie keine Erinnerung an die Vergehen gehabt haben.

Mit dem umfassenden Geständnis könnte der Beschuldigte den Opfern nun eine Zeugenaussage ersparen und das ursprünglich bis März angesetzte Verfahren deutlich verkürzt werden. Ihm droht außer einer langen Haftstrafe auch Sicherheitsverwahrung. Dies komme für die Taten in Betracht, heißt es in der Anklageschrift.