Die spanischste aller Traditionen, der Stierkampf, stagniert. Die Tierquälerei ist für viele Iberer nicht mehr salonfähig, Fußball und dergleichen sind oft die attraktiveren Alternativen, wenn man sich im Stadion begeistern lassen will. Zudem will man in einigen der Regionen so spanisch gar nicht sein, etwa im nach Unabhängigkeit strebenden Katalonien.

Auf der spanischen Ferieninsel Mallorca sollen Stierkämpfe vom kommenden Jahr an verboten werden. Dies sieht ein Resolutionsentwurf vor, den die drei regierenden Linksparteien auf den Balearen am Mittwoch im Regionalparlament in Palma de Mallorca vorgelegt haben. Die Parteien rufen in dem Papier dazu auf, das Tierschutzgesetz so zu ändern, dass Stierkämpfe für illegal erklärt werden.

Qual und hohes Risiko

Zuvor waren die sogenannten "Corridas" schon aus der Hauptstadt Palma de Mallorca verbannt worden. Im vergangenen Juli erklärte die Stadtregierung die Balearen-Hauptstadt zur "stierkampffreien Zone". Was Traditionalisten als vitalen Teil der spanischen Kultur und Identität bezeichnen, halten viele andere für Barbarei und Tierquälerei.

Da die Regierung Mallorcas über die Mehrheit im Parlament verfügt, hat sie gute Aussichten, dass ihr Vorhaben verabschiedet wird. Die Inselgruppe, zu der neben Mallorca noch Menorca, Ibiza und Formentera gehören, wäre dann nach den Kanaren und Katalonien die dritte von insgesamt 17 Regionen Spaniens, in den Stierkämpfe untersagt sind. In Katalonien sind Stierkämpfe seit 2012 verboten. Die Kanarischen Inseln hatten die blutigen Spektakel bereits 1991 für illegal erklärt. Auch im Baskenland hat man sich weitgehend vom Stierkampf verabschiedet.

Ein weiteres Argument gegen Stierhatz und Arenakämpfe sind die vielen Verletzungen, die sich Menschen dabei zuziehen. So sind bei Stiertreiben ("Encierros") in Spanien alleine im Jahr 2015 zehn Menschen ums Leben gekommen, unzählige weitere wurden teils schwer verletzt. Zuletzt der Torero Miguel Angel Perera, der von einem Stier aufgespießt wurde und dabei schwerste Verletzungen erlitt.