Viele Menschen in der Zehn-Millionen-Metropole Tianjin machen sich wegen giftiger Stoffe in Luft und Wasser Sorgen. Die Behörden bestritten, dass große Mengen angeschwemmter toter Fische an den Ufern des Haihe-Flusses in der Stadt im Zusammenhang mit den Explosionen in dem Chemikalienlager im Hafen stünden.

Messungen der Fischereibehörden hätten ergeben, dass die Fische an Sauerstoffmangel verendet seien, berichtete die "China Daily" und veröffentlichte die Testergebnisse. Experten erläuterten, hohe Schadstoffbelastungen im Wasser führten zu einem solchem Sauerstoffmangel. Das sei bei schlechter Wasserqualität im Sommer "nicht ungewöhnlich". Es seien keine schädlichen Zyanid-Werte im Wasser an der Stelle gefunden worden, wo die Fische mehrere Kilometer vom Explosionsort entfernt angeschwemmt wurden, berichtete das städtische Umweltamt.

In einer Wasserprobe an der Unglücksstelle hatten Prüfer allerdings am Donnerstag eine Konzentration von Zyanid festgestellt, die um das 356-Fache über dem Grenzwert lag, wie das Umweltministerium mitgeteilt hatte. An 19 von 26 Testpunkten rund um den Explosionsort wurde demnach Zyanid nachgewiesen.

Alle 116 Toten sind nach amtlichen Angaben anhand von Erbgut-Analysen identifiziert, darunter waren 65 Feuerwehrleute und sieben Polizisten. Unter den Vermissten sind außerdem 39 Brandbekämpfer und vier Polizeibeamte. In dem Hafenlager mit gefährlichen Chemikalien war es am 12. August nach einem Brand zu heftigen Explosionen gekommen, die in einem weiten Umkreis Verwüstungen anrichteten. Etwa 700 Personen wurden verletzt.

Als Reaktion auf die Katastrophe wurden landesweit Sicherheitsinspektionen angeordnet, die reihenweise Mängel aufdeckten. Allein in der Hauptstadt Peking wurden bei 85 von 124 untersuchten Unternehmen, die mit giftigen oder explosiven Chemikalien umgehen, Gefahren entdeckt, wie Xinhua schrieb. Die Behörden schlossen zwei Unternehmen. Aus Sicherheitsgründen vor der Samstag beginnenden Leichtathletik-Weltmeisterschaft und der Militärparade zum Ende des Zweiten Weltkrieges in Asien am 3. September haben in Peking ohnehin alle Unternehmen, die giftige Chemikalien oder Explosivstoffe produzieren oder damit umgehen, vom 17. August bis 6. September den Betrieb einstellen müssen.