Ein erneuter Streik hat am Donnerstag die Londoner U-Bahn lahmgelegt. Mit dem 24-stündigen Ausstand protestieren die Gewerkschaften dagegen, dass London Underground an Wochenenden einige Linien auch nachts bedienen will. Sie sind zwar nicht gegen ein Fahrangebot in der Nacht, halten die neuen Regelungen aber für unvereinbar mit dem Privatleben der Mitarbeiter.

Der Streik hat Pendler und Touristen Zeit und Nerven gekostet. Ab Donnerstag in der Früh waren Busse, Vorortzüge und Stadtbahnen überfüllt, an Stationen bildeten sich Warteschlangen. Weil viele aufs Auto auswichen, meldete der Geodaten-Anbieter TomTom in der Hauptverkehrszeit rund 430 Staus mit einer Gesamtlänge von 317 Kilometern - doppelt so viel wie am Donnerstag zuvor.

250 zusätzliche Busse

Um Pendler und Besucher in der Urlaubszeit halbwegs rasch ans Ziel zu bringen, setzte die Verkehrsgesellschaft TfL 250 Busse zusätzlich ein, an Leihfahrrad-Stationen standen außerdem mehr Räder als sonst bereit. TfL schickte außerdem 600 "Reise-Botschafter" los, die vor allem Touristen erklären sollten, wie sie Fuß oder mit dem Bus von A nach B kommen.

Am Mittwochabend schlossen die 270 Stationen der "Tube" genannten U-Bahn, erst am Freitag in der Früh sollen die Bahnen wieder fahren. Viele Berufstätige äußerten ihren Ärger in Sozialen Netzwerken: "Drei Stunden später hab ich es endlich zur Arbeit geschafft", twitterte eine Nutzerin, "Ich bin so froh, dass ich heute von zu Hause aus arbeiten darf" eine andere. Da auch in Großbritannien Schulferien sind und viele Londoner auf Urlaub, war das Gedränge im Berufsverkehr aber nicht ganz so heftig wir beim vorigen Streik vor vier Wochen.

Streit über Nachtverkehr

Grund für den Arbeitskampf ist ein Streit über den Nachtverkehr der "Tube" an Wochenenden, der am 12. September beginnen soll. Bisher fahren nur Nachtbusse in London. Die Angestellten der U-Bahn sind mit den Bedingungen für ihre Nachtschichten nicht einverstanden. Bürgermeister Boris Johnson nannte das jüngste Angebot der Nahverkehrsgesellschaft "unglaublich großzügig" und will weitere finanzielle Zugeständnisse nicht gestatten. Die Gewerkschaften sehen dagegen den Ausgleich von Arbeits- und Freizeit nicht garantiert und fürchten, dass Fahrer kurzfristig für Nachtschichten eingeteilt werden.

Es ist der zweite Ausstand binnen eines Monats. Vor allem Berufspendler sind von dem Streik betroffen. Die "Tube" befördert täglich rund vier Millionen Passagiere. Der neue 24-Stunden-Service soll am 12. September starten.

Der Chef von London Underground, Nick Brown, verwies darauf, das Angebot an die Gewerkschaften beinhalte eine Lohnerhöhung, die mit zwei Prozent über der Preissteigerungsrate liege. Außerdem seien eine Einmalzahlung von 500 Pfund vorgesehen und die Zusicherung, dass sich an der Zahl der freien Wochenenden für die Mitarbeiter nichts ändere. Gewerkschaftschef Mick Cash bemängelte, die Pläne seien vom Grundsatz her falsch. Nicht nur die Mitarbeiter müssten die Zeche zahlen, sondern auch die Kunden mit höheren Fahrpreisen sowie weniger Zuverlässigkeit und weniger Sicherheit.