Die Tötung eines bekannten 13 Jahre alten Löwen namens Cecil in Simbabwe durch einen amerikanischen Jäger hat im Internet einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. Anfang Juli habe der im US-Staat Minnesota lebende Zahnarzt James Palmer ein totes Tier an ein Auto gebunden, teilte der Vorsitzende der Umweltorganisation Zimbabwe Conservation Task Force (ZCTF), Johnny Rodrigues, mit. Die Justiz des Landes hat mittlerweile Ermittlungen gegen zwei mutmaßliche Helfer des Jägers eingeleitet. Der Jagd-Organisator Theo Bronkhorst muss sich seit Mittwoch dafür verantworten, eine "illegale Jagd nicht verhindert" zu haben, ein weiterer Helfer dafür, eine solche "erlaubt" zu haben.

Bronkhorst wurde am Mittwoch auf Kaution bis zum Beginn seines Prozesses am 5. August freigelassen. Er verfügt über eine Jagdlizenz. Der Besitzer des Geländes, auf dem Cecils Kadaver entdeckt wurde, sollte am Donnerstag vor Gericht erscheinen.

Mit Pfeil und Bogen geschossen

Gemeinsam mit einem anderen Jäger habe er die Raubkatze damit aus dem Hwange National Park gelockt. Außerhalb des Parks ist die Jagd legal. Palmer habe dann mit Pfeil und Bogen auf Cecil geschossen, das Tier aber nicht erlegt. Erst 40 Stunden nach der nächtlichen Aktion hätten die Jäger den Löwen entdeckt und erschossen. Anschließend hätten sie ihn gehäutet und geköpft.

Zudem hätten sie vergeblich versucht, sein mit einem GPS-Sender versehenes Halsband zu zerstören, das Forscher des von der Oxford-Universität unterstützten Hwange Lion Research ihm angelegt hatten. Im Nationalpark im Westen des Landes sei Cecil wegen seiner schwarzen Mähne bekannt gewesen und oft gesichtet worden.

Wegen der mutmaßlich illegalen Jagd müssen sich am Mittwoch der örtliche Jäger und der Besitzer des Grundstücks, auf dessen Land das Tier getötet wurde, vor Gericht verantworten, teilte die zuständige Behörde mit. Auch nach Palmer, der umgerechnet rund 45.000 Euro für die Löwenjagd bezahlt haben soll, wird Berichten zufolge gesucht. Die Löwenjagd ist mit entsprechenden Genehmigungen in mehreren Ländern Südafrikas erlaubt.

Für Jagd-Fertigkeiten bekannt

Palmer bekannte sich zu der Tat und entschuldigte sich. "Ich hatte keine Ahnung, dass der Löwe ein bekannter, lokaler Liebling war, ein Halsband trug und bis zum Ende der Jagd Teil einer Studie war", schrieb er laut einem Bericht der "Star Tribune". "Meiner Kenntnis nach war alles an dieser Reise legal und wurde ordnungsgemäß gehandhabt und durchgeführt." Er habe professionelle Jäger beauftragt und alle nötigen Genehmigungen besorgt. Die Behörden in Simbabwe oder den USA hätten ihn noch nicht kontaktiert.

Die Website seiner Zahnarztpraxis wurde offline genommen, auf Twitter und im Bewertungsportal Yelp wurde er als Mörder beschimpft. "Schäm Dich dafür, eine majestätische Kreatur zu töten", schrieb eine Userin. Palmer ist für seine Jagd-Fertigkeiten ohne Schusswaffen bekannt: 2009 erlegte er einen Elch mit einem Compoundbogen aus etwa 70 Metern Entfernung.

Rund 130.000 Menschen unterzeichneten nach Cecils Tod eine an Simbabwes Präsident Robert Mugabe gerichtete Petition, Genehmigungen zur Jagd auf vom Aussterben bedrohte Tiere zu stoppen. "Der traurigste Teil von Cecils Tod ist, dass der rangnächste Löwe Jericho nun höchstwahrscheinlich alle von Cecils Jungen töten wird, damit er seine eigene Blutlinie in die des Weibchens einfügen kann", schrieb Rodrigues von der ZCTF. "Das ist bei Löwen das Standardverfahren."

"Vier Pfoten": Kein Einzelfall

Die Tierschützer-Organisation "Vier Pfoten" verwies zu dem Abschuss des Löwen "Cecil" darauf, dass dies in Afrika kein Einzelfall sei. Die Population der Großkatzen sei rückläufig. "Unseren Recherchen zufolge werden vor allem immer mehr Löwen aus Nationalparks oder anderen geschützten Gebieten gelockt, um schließlich zur Jagd freigegeben zu werden", sagte Ioana Dungler von der Organisation, die ein Großkatzenreservat in Südafrika betreibt, gegenüber CNN.

Teilweise würden diese Löwen zunächst in Zuchtfarmen gebracht. Derzeit gibt es alleine in Südafrika rund 6.000 Löwen auf etwa 250 Zuchtfarmen. Viele der dort geborenen Jungtiere müssten zunächst als Touristenattraktion herhalten: Man kann sie streicheln, Fotos machen und mit ihnen spazieren gehen. Ahnungslose Touristen besuchen diese Farmen und bezahlen Geld, um kleine Löwenjunge anzuschauen oder anzugreifen. Dass sie damit eine grausame Industrie unterstützen, die selbst von vielen Jagdverbänden als unethisch abgelehnt werde, sei den wenigsten bewusst. "Es handelt sich um einen äußerst lukrativen Geschäftszweig, der auf dem Rücken der Tiere ausgetragen wird", sagte Ioana Dungler.

Hinzu kommt sogenanntes Canned Hunting, bei dem die Tiere von Profijägern den zahlenden Gästen quasi auf dem Silbertablett zum Abschuss vorgeführt werden. Je größer der Geldbeutel, desto größer die Trophäe: Ein männlicher Löwe mit prächtiger Mähne koste etwa 25.000 Euro, Tiere mit besonders dunkler, dichter Mähne bis zu 45.000 Euro, hieß es in der Aussendung. Weibchen seien schon für 5.000 Euro oder weniger zu haben. Auf manchen Farmen würden auch Löwenjunge zum Abschuss angeboten. Im Internet, auf Jagdmessen oder in spezialisierten Reisebüros würden komplette Jagdpakete beworben, welche die "Unterstützung" durch einen professionellen Jäger sowie Kost und Logis beinhalten. Zusätzlich wird für die Transportkosten und die Aufwendungen für den Tierpräparator gezahlt.

23.000 wild lebenden Löwen

Die Zahl der wilden Löwen schrumpft in Afrika laut der Organisation seit Jahren: Experten gingen von nur noch 23.000 wild lebenden Löwen auf dem afrikanischen Kontinent aus, die SSC Cat Specialist Group der Artenschutzorganisation IUCN schätzt, dass etwa 42 Prozent der großen Bestände schrumpfen.

Die Befürworter von Canned Hunting behaupten laut "Vier Pfoten" manchmal, diese Art der Jagd diene dem Artenschutz. Das Gegenteil sei der Fall: Das zunehmende Angebot von Trophäenjagden verstärke den Druck auf wild lebende Löwenpopulationen. Für die Zucht würden auch immer wieder Tiere aus der freien Wildbahn gefangen