Kurz nach ihrer Rettung durch die italienische Marine hat eine Frau unter den Bootsflüchtlingen ein Mädchen zur Welt gebracht. Mutter und Baby seien wohlauf, teilte die Marine am Montag mit. Das Kind sei in der Nacht auf dem Patrouillenboot "Bettica" geboren worden. Die Marine veröffentlichte im Kurzmitteilungsdienst Twitter ein Foto des Säuglings, machte allerdings keine weiteren Angaben. Am Wochenende waren mehr als 7.000 Bootsflüchtlinge im Mittelmeer gerettet worden. Am Montag erreichten die ersten Migranten Italien. Schiffe der Marine und Küstenwache mit Hunderten Menschen an Bord kamen am Montag im Süden des Landes an. 

Nun wird für die Menschen auf Sizilien fieberhaft nach Unterkünften gesucht. Der italienische Innenminister Angelino Alfano traf am Montag in Palermo ein, wo er ein Gipfeltreffen mit den Polizeichefs und den Bürgermeistern sizilianischer Gemeinden koordinieren wird.

Die Flüchtlingseinrichtungen auf Sizilien sind mit dem Ansturm völlig überfordert. In Trapani landeten am Montag 392 somalische Migranten, darunter mehrere schwangere Frauen, berichteten italienische Medien. 325 und 870 Flüchtlinge aus Afrika und Syrien erreichten die sizilianische Hafenstadt Pozzallo bzw. die Insel Lampedusa. Weitere 397 Migranten landeten in Messina. Bei der Rettungsaktion im Mittelmeer wurden am Wochenende auch die Leichen von zehn Flüchtlingen geborgen.

Auffanglager sind längst überfüllt

Innenminister Angelino Alfano bemüht sich, die Flüchtlinge auf mehrere Regionen Italiens zu verteilen, da die Auffanglager auf Sizilien längst überfüllt sind. Jede italienische Region müsse einen Beitrag im Umgang mit dem Flüchtlingsnotstand leisten, denn man könne Sizilien nicht allein die Last der Migrantenproblematik aufhalsen, urgierte Alfanos. Doch vor allem die norditalienischen Lokalverwaltungen, die Bürgerproteste befürchten, wollen keine Flüchtlinge mehr aufnehmen.

Die Gemeindevereinigung ANCI und das Innenministerium verhandeln, um Pfarren, Schulen und Sporthallen für Asylsuchende zur Verfügung zu stellen. Nach den massiven Flüchtlingsankünften der vergangenen Wochen sind alle Flüchtlingseinrichtungen überfüllt. Das Innenministerium, das im Gesamtjahr 2015 mit 200.000 Migranten rechnet, macht Druck auf die Gemeinden, um Lösungen für die Flüchtlinge zu finden. Derzeit halten sich circa 70.000 Migranten in Italien auf.