Der außer Kontrolle geratene Raumfrachter Progress M-27M ist den russischen Behörden zufolge kaum mehr zu retten. "Nur ein Wunder kann noch helfen", sagte ein namentlich nicht genannter Mitarbeiter der Flugleitzentrale bei Moskau am Mittwoch der Agentur Ria Nowosti zufolge. Sollten auch die letzten Versuche einer Kontaktaufnahme scheitern, stürze der Frachter wohl zwischen dem 7. und 11. Mai ab.

Die russische Raumfahrtbehörde Roskosmos erwartet für einen solchen Fall, dass Progress M-27M mit rund 2,4 Tonnen Nachschub für die Internationale Raumstation ISS an Bord fast völlig in der Atmosphäre verglüht. "Falls das geschieht, können wir einige Stunden vorher sagen, wohin mögliche Trümmer fallen", sagte ein Roskosmos-Experte. Durch den Verlust entstehe ein Schaden von etwa 88 Millionen Euro.

Der Frachter war am Dienstag vom Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan ins All gestartet. Dabei verfehlte die Sojus-Trägerrakete die vorgesehene Umlaufbahn deutlich. Hauptgrund war vermutlich ein Defekt an der dritten Stufe der Rakete. Der Transporter drehe sich auf einer falschen Umlaufbahn stark um die eigene Achse, hieß es. Es sei nicht gelungen, ihn mit Hilfe von Funksignalen zu stabilisieren.

Roskosmos zufolge hat die Raumstation vorerst noch genug Lebensmittel und technisches Material an Bord. Auf dem Außenposten der Menschheit rund 400 Kilometer über der Erde arbeiten sechs Besatzungsmitglieder. Auf der ISS sind derzeit die Kosmonauten Gennadi Padalka, Michail Kornijenko und Anton Schkaplerow. Die USA sind mit den Astronauten Scott Kelly und Terry Virts vertreten, zudem ist die Italienerin Samantha Cristoforetti von der Europäischen Raumfahrtagentur ESA an Bord.