In mehreren Ländern Europas ist jahrelang Pferdefleisch in den Handel geschleust worden, das nicht zum Verzehr gedacht war. In einer gemeinsamen Polizeiaktion wurden am Freitag Dutzende Betriebe durchsucht und 26 Personen festgenommen, die meisten in Frankreich, meldete die Koordinationsstelle für die Justizzusammenarbeit in der EU (Eurojust) in Den Haag. Österreich ist offenbar nicht betroffen.

Pferdepässe wurden gefälscht

Zwischen den Jahren 2010 und 2013 sind nach Schätzung der französischen Behörden etwa 4700 zum menschlichen Verzehr ungeeignete Pferde in die Lebensmittelkette gelangt. Die über die Grenzen hinweg operierenden kriminellen Händler sollen vor allem die Pferdepässe gefälscht haben, mit denen sich die Herkunft jedes einzelnen Pferdes und dessen Gesundheitszustand nachvollziehen lässt. "So wurde aus Pferden, die eigentlich beseitigt werden sollten, ein wertvolles Gut mit großen Profit-Margen", hieß es in Ermittlerkreisen in Den Haag.

Man gehe davon aus, dass es sich bei dem Handel mit Pferdefleisch um "grenzüberschreitendes organisiertes Verbrechen" handle. Bisher gebe es aber keine Hinweise darauf, dass Verbraucher gesundheitlich geschädigt worden seien. 200 Pferde wurden beschlagnahmt und werden untersucht. Die Ergebnisse lagen am Samstag noch nicht vor.

Dass von dem Skandal betroffenes Pferdefleisch auch nach Österreich gelangt sein könnte, ist laut Behörden unwahrscheinlich. Bisher seien hierzulande jedenfalls keine Meldungen dazu eingegangen, hieß es im Gesundheitsministerium und bei der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) auf APA-Nachfrage. Erst im Vorjahr wurde laut AGES-Sprecher Roland Achatz eine "Schwerpunktaktion Pferdefleisch" durchgeführt. Dabei sei keine bedenkliche Ware gefunden worden.

"Völlig anderes Verfahren"

Die Ermittlungen haben nichts mit dem sogenannten Pferdefleischskandal von Anfang 2013 zu tun: Damals war einwandfreies Pferdefleisch falsch deklariert und in Lebensmitteln - vor allem Lasagne - verarbeitet worden. "Dies ist ein völlig anderes Verfahren", hieß es in Den Haag.

Erste Ermittlungen seien in Arlon (Belgien) im November 2012 und in Marseille (Frankreich) im Juli 2013 aufgenommen worden. Dabei habe sich herausgestellt, dass es auch Verbindungen zu anderen Staaten, unter anderem Irland und Großbritannien, gebe. Deutschland und Luxemburg seien kaum betroffen. Sämtliche Staaten hätten sich in Abstimmung mit Eurojust entschlossen, bei dem "Aktionstag" am Freitag zeitgleich Betriebe und Büros zu durchsuchen. Dabei seien "mehrere Dutzend" Unternehmen und Büros durchsucht und 37.000 Euro Bargeld sichergestellt worden.