Zwei Experten des Österreichischen Roten Kreuzes (ÖRK) werden am Sonntag zur Unterstützung der Hilfskräfte in den von einem schweren Erdbeben getroffenen Himalaya-Staat Nepal aufbrechen. "Wir rechnen mit einem Einsatz von zumindest einem Monat", sagte Andrea Reisinger am Samstagnachmittag im Gespräch mit der APA. Die Oberösterreicherin wird von dem Trinkwasserexperten Georg Ecker begleitet.

"Internationale Unterstützung notwendig"

"In den ersten Stunden geht es vor allem ums Leben retten. Menschen müssen aus den Trümmern geborgen und verarztet werden", betonte Reisinger vor ihrer Abreise. Das Nepalesische Rote Kreuz habe gut ausgebildete Helfer und sei auf Katastrophen vorbereitet. "Bei einem Erdbeben dieses Ausmaßes ist aber trotzdem internationale Unterstützung notwendig", hielt Reisinger fest.

"Wenn der Flughafen von Kathmandu erreichbar ist, wollen wir uns dort mit internationalen Kollegen treffen und mit den nepalesischen Behörden koordinieren", erläuterte die ÖRK-Mitarbeiterin. "Die Betroffenen müssen zunächst mit dem Notwendigsten wie Wasser und Nahrung versorgt werden." Außerdem soll die Unterbringung in Notunterkünften koordiniert werden. Laut Informationen Reisingers wurden in der Region 20 Prozent der Häuser zerstört.

Die Oberösterreicherin hat sich am Samstag bereits mit einer Kollegin in Nepal per Handy-Textnachrichten ausgetauscht. Die Stromversorgung, die in der Zeit vor dem Monsun in Kathmandu ohnehin regelmäßig gebietsweise eingestellt werde, sei schlecht, erläuterte sie. Straßen hatten teilweise Risse oder waren verschoben, auch mehrere Brücken wurden beschädigt. Betroffen war offenbar auch die größte Brücke im Kathmandu-Tal über den Fluss Bagmati. Stellenweise war laut den Berichten jedoch Autoverkehr möglich, sagte Reisinger.

Bereits 2010 in Haiti im Einsatz

Ihr Kollege Ecker soll die lokalen Behörden bei der Sicherstellung der Trinkwasserversorgung unterstützen. Der Experte kommt ebenfalls aus Oberösterreich und war mit Reisinger schon gemeinsam nach dem schweren Erdbeben im Jänner 2010 in Haiti im Einsatz. Eine Trinkwasseraufbereitungs-Anlage ist vorerst nicht mit an Bord. Die Notwendigkeit dafür sollte an Ort und Stelle abgeklärt werden.

Aus den Gebirgsregionen gab es noch wenige Informationen, sagte Reisinger. Der schwerste Erdstoß hatte sich knapp 100 Kilometer von Kathmandu entfernt ereignet. Im Umkreis von 50 Kilometern um das Zentrum des Bebens leben laut der Expertin für internationale Zusammenarbeit des ÖRK rund eine Million Menschen.

Reisinger hat von Juli 2007 bis Ende 2009 in Kathmandu gelebt und dort für das Rote Kreuz gearbeitet. "Die Furcht vor einem großen Beben ist in Nepal alltäglich", erzählte die Mitarbeiterin der Hilfsorganisation. "Das Land liegt an einer Erdbebenlinie, die das Himalaya-Gebirge geformt hat." Die Lebensbedingungen in Nepal seien nicht sehr gut, die Menschen könnten sich oft nicht aussuchen, ob sie in einem erdbebensicheren Haus leben oder nicht.

In den Schulen gibt es laut Reisinger regelmäßig Katastrophenvorbereitungen. Auch die großen Hilfsorganisationen würden viel Notfallplanung betreiben. "Im Endeffekt ist das aber ein Risiko, mit dem die Menschen dort leben müssen."