Das zweite Kind von Prinz William und seiner Frau Kate ist noch nicht geboren und schon in allen Medien. Mit Spannung wartet die Welt nun auf das erste Foto von der noch im April erwarteten Nummer vier der britischen Thronfolge - wohl wissend, dass es Seltenheitswert haben wird.

George und die Privatsphäre

Wie schon beim großen Bruder George werden William und Kate penibel darüber wachen, dass die Privatsphäre ihrer zweiten Kinds gewahrt bleibt. George wird im Juli seinen zweiten Geburtstag feiern - doch obwohl seine Eltern zu den berühmtesten Paaren der Welt gehören, gibt es kaum Fotos von ihm und noch weniger öffentliche Auftritte.

Die britische Presse behandelt die Royals neuerdings mit
Die britische Presse behandelt die Royals neuerdings mit "ziemlicher Ehranbietung" © APA/EPA/STR

Die Abneigung Williams und seines jüngeren Bruders Harry gegen Paparazzi ist bekannt: Vor allem der Ältere macht die Presse für den tragischen Unfalltod ihrer Mutter Diana auf der Flucht vor aufdringlichen Fotografen im August 1997 verantwortlich, sagt Judy Wade, die Royals-Berichterstatterin des Magazins "Hello!". Und auch Kate begegnet den Medien mit Misstrauen, seit ein französisches Magazin freizügige Urlaubsfotos eines Paparazzo veröffentlicht hatte.

Im Gegensatz zu früher lässt es die britische Presse heute brav zu, dass sie auf Distanz gehalten wird. "Die Leute haben etwas veraltete Vorstellungen von der Meute der Royals-Experten", sagt Richard Palmer, der für den "Daily Express" über das Königshaus berichtet. "Ich denke, sie gehen immer noch davon aus, dass wir uns hinter Hecken verstecken und andere Dinge machen, die vor 25 Jahren üblich waren".

"Ziemliche Ehranbietung"

In Wahrheit aber behandelten die britischen Medien die Königsfamilie "mit ziemlicher Ehrerbietung", sagt Palmer. "Manche würden sogar sagen, sie sind eingeschüchtert". Sein Kollege Simon Perry vom US-Magazin "People" hält das Bild vom klassischen Paparazzo ebenfalls für überholt: "Die Leser mögen es nicht, wenn man zu weit geht", sagt Perry. "Sie haben keine Lust auf Verfolgungsjagden oder wenn man allzu aggressiv in die Privatsphäre Prominenter eindringt".

Obwohl Großbritanniens Recht auf Privatsphäre wenig umfassend ist, hält sich die einheimische Presse mit Paparazzi-Fotos von William, Kate und George deutlich zurück - selbst wenn diese auf Twitter ihre Runde machen oder von Magazinen in anderen Teilen der Welt übernommen werden.

"Derartige Fotos lassen sich im übrigen Europa oder den USA noch absetzen - hier aber nicht mehr", sagte "Hello!"-Korrespondentin Wade. "Viele Kollegen haben eine wichtige Geldquelle verloren". Wer trotzdem versucht, beispielsweise George beim Spaziergang mit seinem spanischen Kindermädchen in einem der Londoner Parks abzulichten, muss mit heftigen Reaktionen der Eltern rechnen.

Der Abhörskandal

Zu der neuen Rücksichtnahme der britischen Medien hat nicht zuletzt auch der Abhörskandal beigetragen, an dem mehrere britische Boulevardmedien beteiligt waren und der einige der Verantwortlichen ins Gefängnis brachte. Allein Rupert Murdochs im Jahr 2011 eingestellte Zeitung "News of the World" hatte mehr als 200 Mal Telefone von Kate, William und seinem Bruder Harry gehackt - um unter anderem herauszufinden, dass Kates Kosename "Babykins" lautet.

Alles deutet darauf hin, dass die britischen Medien mit dem Nachwuchs ähnlich verfahren werden wie mit Baby George und ihn mit Respekt und Wohlwollen behandeln werden. Doch in der Distanz liegt auch eine Gefahr, warnt "Daily Express"-Fachmann Palmer. Bei allen verständlichen Wünschen, ihre Privatsphäre zu schützen, dürften William und Kate nicht vergessen, wie sehr die Royals für ihr Überleben auf die Medien angewiesen seien: "Eins ist klar, ohne den Sauerstoff der öffentlichen Aufmerksamkeit würde die Königsfamilie verwelken und sterben", warnt Palmer.

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