Der überlebende Attentäter des Bostoner Marathonlaufs, Dzhokhar Tsarnaev, ist schuldig gesprochen worden. Die Geschworenen an einem US-Bundesgericht sahen es am Mittwoch nach gut elfstündigen Beratungen als erwiesen an, dass Tsarnaev im April 2013 gemeinsam mit seinem später getöteten Bruder Tamerlan den Anschlag mit drei Toten und mehr als 260 Verletzten verübte.

Der Gerichtssaal war voll mit Hinterbliebenen von Menschen, die durch den Anschlag starben. Auch Überlebende waren bei der Urteilsverkündung im Gericht, teilweise hatten sie selbst gegen Zarnajew ausgesagt.

Der 21-Jährige vernahm das Urteil mit gesenktem Blick und gefalteten Händen. Davor hatte er oft das Wort "Schuldig" durch den Saal hallen gehört.

Der Prozess war von Protesten begleitet
Der Prozess war von Protesten begleitet © APA/EPA/KATHERINE TAYLOR

Von den ingesamt 30 Anklagepunkten, darunter der Einsatz einer „Massenvernichtungswaffe“, können 17 mit der Todesstrafe bestraft werden. Die sieben Frauen und fünf Männer der Jury berieten insgesamt gut elf Stunden, bis sie zu ihrer Entscheidung kamen. Über das tatsächliche Strafmaß wird in der nächsten Phase des Prozesses entschieden. Zarnajew droht wenn nicht die Todesstrafe so eine lebenslange Gefängnisstrafe.

Zum Tode verurteilt oder lebenslang?

In einem zweiten Prozessabschnitt geht es nun darum, ob der 21-Jährige zum Tode verurteilt wird oder lebenslang ins Gefängnis muss. Nach der gut einmonatigen Verhandlung hatten sich die sieben Frauen und fünf Männer der Jury am Dienstag zur Urteilsfindung zurückgezogen. Mit dem Schuldspruch war gerechnet worden, weil auch Tsarnaevs Anwälte eine Beteiligung ihres Mandanten eingeräumt hatten.

Dzhokhar Tsarnaev
Dzhokhar Tsarnaev © AP

Die Verteidigung argumentierte allerdings, dass der junge Student unter dem Einfluss seines sieben Jahre älteren Bruders gestanden sei. So will sie die Todesstrafe abwenden. Dzhokhar war vier Tage nach dem Anschlag festgenommen worden, Tamerlan bei einer Verfolgungsjagd mit der Polizei ums Leben gekommen.

Die Ankläger hatten Dzhokhar Tsarnaev in dem Prozess als islamistischen Terroristen dargestellt. "Er wollte dieses Land terrorisieren. Er wollte Amerika bestrafen", sagte Staatsanwalt Aloke Chakravarty bei seinem Schlussplädoyer am Montag. Die Tsarnaev-Brüder stammen aus einer tschetschenischen Familie und waren als Kinder in die Vereinigten Staaten eingewandert. Dzhokhar Tsarnaev ist seit 2012 US-Staatsbürger.