Meldungen, wonach Leichenteile des Co-Piloten identifiziert wurden, hat der zuständige Staatsanwalt Brice Robin am Sonntag dementiert. "Wir haben noch keine Opfer identifiziert, sondern DNA-Spuren", sagte Robin. Bisher seien diese Informationen noch nicht mit denen der Familien verglichen worden.

An der schwer zugänglichen Unglücksstelle ging auch die Suche nach dem Flugdatenschreiber weiter. Bis Montagabend soll eine Straße angelegt sein, damit größere Wrackteile leichter abtransportiert werden können.

Keine Erkenntnisse

Der Airbus A320 mit 150 Menschen an Bord war am Dienstag an einer Felswand zerschellt. Der Co-Pilot Andreas Lubitz, der laut Medienberichten unter einer psychischen Erkrankung litt, soll den Absturz absichtlich herbeigeführt haben. Der Germanwings-Mutter Lufthansa liegen zu allfälligen Erkrankungen keine Erkenntnisse vor.

Der deutschen "Bild am Sonntag" zufolge litt der 27-Jährige in jüngster Zeit unter Sehstörungen und soll deshalb auch in ärztlicher Behandlung gewesen sein. Er soll sich wegen einer möglichen Netzhautablösung gesorgt und gefürchtet haben, beim nächsten Medizin-Check im Juni seine Pilotentauglichkeit zu verlieren.

Auch noch technischer Defekt möglich

Bevor der Flugschreiber nicht gefunden und ausgewertet ist, wollen die französischen Ermittler auch einen technischen Defekt nicht ausschließen. Chefermittler Jean-Pierre Michel und weitere französische Spezialisten waren am Wochenende in Düsseldorf, um ihre Erkenntnisse mit denen der deutschen Ermittlungsbehörden abzugleichen.

Zu den Ergebnissen wollten die deutschen Behörden am Wochenende ebenso nichts sagen wie auch zu den Medienberichten über die angeblichen Erkrankungen des Co-Piloten. In einer Erklärung der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft war lediglich von Hinweisen auf eine "bestehende Erkrankung und entsprechende ärztliche Behandlungen" die Rede gewesen.

Krankgeschrieben

Bei der Durchsuchung der Düsseldorfer Wohnung von Lubitz wurden nach einem Bericht der "Welt am Sonntag" Medikamente zur Behandlung einer psychischen Erkrankung sichergestellt. Der Co-Pilot sei vom 19. bis zum 26. März krankgeschrieben gewesen, habe die ärztliche Bescheinigung aber nicht bei seinem Arbeitgeber eingereicht.

Nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft brachte der 27-jährige Kopilot die Unglücksmaschine zum Absturz, nachdem der Flugkapitän das Cockpit verlassen hatte. Die "Bild am Sonntag" veröffentlichte weitere Einzelheiten der vom Stimmenrekorder aufgezeichneten letzten Minuten an Bord des Airbus A320. Demnach soll der ausgesperrte Pilot gerufen haben, "mach die verdammte Tür auf". Auch Schreie der Passagiere seien zu hören gewesen, bevor das Flugzeug zerschellte.

Harsche Kritik

Airbus-Chef Tom Enders übte Kritik an den vielen Mutmaßungen zu dem Unglück, die Experten über die Medien in Umlauf gebracht hätten. Da sei "fantasiert" und "gelogen" sowie "hanebüchener Unsinn" erzählt worden, sagte er der "Bild am Sonntag".