Um Pilot bei der Lufthansa oder ihren Tochterunternehmen zu werden, müssen Bewerber umfangreiche Eignungs- und Einstellungstests durchlaufen. Neben der Berufsgrunduntersuchung beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Hamburg sind das ein Lufthansa-Grundseminar sowie die Firmenqualifikation der Airline.

5 bis 10 Prozent bestehen Pilotentest

Mit der Firmenqualifikation wird getestet, ob der Bewerber für die spezifischen Anforderungen des Unternehmens geeignet ist: unter anderem Zuverlässigkeit, Belastbarkeit, Disziplin und Motivation. Zudem müssen Kandidaten ihr fliegerisches Talent beziehungsweise fliegerisches Können unter Beweis stellen. Den Pilotentest bestehen im Schnitt nur fünf bis zehn Prozent der Bewerber.

Die DLR-Eignungsauswahl nennt als wichtige Voraussetzungen für den Beruf im Cockpit unter anderem: Fähigkeit zur Kooperation und Kommunikation, Problem- und Situationsbewusstsein, Raumorientierung und motorische Bewegungskontrolle, Führungs- und Entscheidungsfähigkeit sowie Stress-Resistenz.

Um diese Fähigkeiten zu belegen, wird bei der Grunduntersuchung auch das Persönlichkeitsprofil geprüft. Zu den firmenspezifischen Untersuchungen gehören auch Arbeitsproben im Flugsimulator sowie eine verhaltensorientierte Persönlichkeitsdiagnostik durch psychologische Interviews.

Tests "ausreichend"

Die psychologischen Tests für Piloten der Lufthansa sind nach Ansicht der deutschen Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) völlig ausreichend. Bei der Einstellung gebe es anerkanntermaßen einen der härtesten Aufnahmetests der Welt, sagte VC-Sprecher Jörg Handwerg am Donnerstag.

Handwerg bestätigte Informationen der Lufthansa, dass es im späteren Berufsleben keine regelmäßigen psychologischen Tests für die Flugzeugführer gibt. Es sei fraglich, in welchem Rahmen psychologische Gespräche helfen sollten. Einen hundertprozentigen Schutz vor Ausnahmefällen wie beim Absturz der Germanwings-Maschine vom Dienstag könne es nicht geben.

Selbstverantwortung

"Man kann ja nicht jeden Piloten vor jedem Umlauf zu einem psychologischen Gespräch oder Test schicken. Es ist in der Verantwortung des Piloten selbst, dass er sich medizinische Hilfe holt", sagte der Airbus-Kapitän. Zudem achteten die Kollegen gegenseitig aufeinander. Wenn sich jemand ungewöhnlich benehme, werde er angesprochen und aufgefordert, sich Hilfe zu besorgen.

Bei der österreichischen Lufthansa-Tochter Austrian Airlines (AUA) "existiert ein strenges Auswahlverfahren für Piloten", wurde auf APA-Anfrage in einer schriftlichen Stellungnahme der AUA betont. Jeder Pilot werde "regelmäßig auf seine körperliche und geistige Fitness geprüft. Es gibt keine Pläne unser strenges Auswahlverfahren zu ändern." Bei dem Unglück in Frankreich könne aufgrund der Medienberichte "nur auf einen dramatischen Einzelfall" geschlossen werden, hieß es. Das DLR ist laut seiner Webseite auch für Ausbildungsanwärter der AUA zuständig.