Mitten in München, einer Stadt, die so wie Hamburg nicht gerade für kostengünstiges Leben bekannt ist, steht er, der "Lazos Pavillon". Klein, aber knallrot angestrichen, eine von unzähligen Imbissbuden, aber doch mit einem wesentlichen Unterschied: Dieser wurde von einem Passanten eher im Vorbeigehen entdeckt, als Foto auf Facebook gestellt und dort mittlerweile schon stolze 3800 Mal mit einem "Daumen nach oben" goutiert. 

Ein ganz anderer Ansatz

Was hier anders ist, steht auf einem versiegelten DINA4-Zettel in der Auslage:

Hier gibt es einmal Döner "mit alles - und Mitgefühl" (oder auf Wunsch auch Pizza, Pasta, Pommes, Leberkäse oder Currywurst). Standbetreiber Mehmet Kucuk - Memo" genannt - erklärt im Interview mit dem Focus Online, was ihn dazu bewogen hat, auf Teile seines Geschäftes zu verzichten und an Bedürftige auch Gratis-Kebap auszugeben: "Der Grund, dass ich diese Initiative ergriffen habe, ist, dass ich bei meinen Reisen sehr viel Elend gesehen habe." Er wolle daher den Menschen "wenigstens in Bezug auf Hunger und auf ihre elementaren Bedürfnisse helfen, so weit es in seinen eigenen Kräften steht".

Der 46-Jährige wolle dafür keine Anerkennung, kein schnell verteiltes Schulterklopfen. Auch sei es nicht seine Aufgabe, rund um die Uhr "Die Tafel" zu ersetzen. Die Freude Mittellosen zu helfen, genüge ihm schon, so Kucuk. Die Frage, die sich nun für viele quasi automatisch stellt: Nein, ausgenutzt habe man das Angebot in der Münchner Innenstadt noch nie, auch wenn sich seine karitative Ader herumgesprochen hat. Alkohol auf Pump oder für nichts gebe es am "Lazos Food&Drink Pavillon" an der der Poccistraße zwischen Schlachthofviertel und Theresienwiese zudem nicht, lauten die strengen Regeln.

"Das kann jeden treffen"

In sozialen Netzwerken regnet es viel Lob und Anerkenung für "Memo" - nur vereinzelt wundern sich Menschen, warum gerade ein Türke karitativ sei(n kann), wenn man sich die Menschenrechts-Situation in dessen Heimat anschaue. Inzwischen schaffte es seine Aktion auch in Zeitungen wie Die Welt, Kucuk wird abgenommen, was ihn bewegt: "Das kann jeden treffen. Aber man darf nicht aufgeben, muss kämpfen, kämpfen, kämpfen."

Nach fünf Jahren in der Stadt an der Isar bricht er bald seine Zelte ab und zieht für mindestens drei Monate in die Türkei, um seine kranke Mutter zu pflegen. Bevor "Memo" geht, richtet er noch einen flammenden Appell an den Einzelhandel, seine Idee ebenfalls aufzugreifen und so einen sozialen Flächenbrand im positiven Sinne auszulösen.

Seine voraussichtlichen Nachfolger, die "Curry Piraten", wollen seine Idee jedenfalls fortführen, heißt es. Ein kostenloser Imbiss als kleine, aber umso größere Geste in den Zeiten von hart ausgefahrenen Ellbogen und stark zurückgefahrener Empathie.