Die Diözese von Oslo, die alle Kirchendaten verwaltet, soll über Jahre hinweg die Zahl der Kirchenmitglieder künstlich aufgebauscht und auf diese Weise unrechtmäßig Millionenzuschüsse des Staats eingestrichen haben.

Zwischen 2010 und 2014 habe die Kirche 65.000 neue Mitglieder gemeldet und umgerechnet 5,84 Millionen Euro an zusätzlichen Zuschüssen erhalten, sagte die Rechtsvertreterin der Polizei, Kristin Rusdal, der Nachrichtenagentur AFP.

Bischof von Oslo bereits vernommen

Bei den vorgeblichen neuen Mitgliedern handelt es sich laut Rusdal aber vorwiegend um Einwanderer, deren Namen aus den Telefonbüchern entnommen wurden. Mit Hilfe dieser Methode habe sich die Zahl der Katholiken in dem vorwiegend protestantischen Land binnen weniger Jahre von 67.000 auf 140.000 mehr als verdoppelt. Unter Verdacht stehen vor allem der Bischof von Oslo, Bernt Eidsvig, sowie der Finanzverwalter der Diözese. Beide seien bereits von den Ermittlern vernommen worden, sagte Rusdal.

Eidsvig, der bis zum Jahr 2005 Novizenmeister des Stiftes Klosterneuburg war, bestätigt die Listenführung, weist aber unlautere Absichten von sich: "Wir wollten alle Katholiken auflisten, die für ein neues Leben nach Norwegen gekommen sind", sagte der Bischof am Dienstag der Zeitung "Dagbladet". "Das ist eine gewaltige Aufgabe, die teilweise auf falsche Weise realisiert wurde." Die Polizei hatte vergangene Woche aufgrund einer Anzeige eines Kirchenangestellten Ermittlungen aufgenommen. Schwerer Betrug kann in Norwegen mit Haftstrafen bis zu sechs Jahren geahndet werden, Organisationen drohen hohe Geldbußen.