Bei Razzien sind am Mittwoch zwölf mutmaßliche Schlepper gefasst worden, elf in Deutschland und einer in Bulgarien. Die Bundespolizei durchsuchte in neun deutschen Bundesländern 44 Wohnungen und Geschäftsräume, wie das Bundespolizeipräsidium in Potsdam am Donnerstag berichtete. Mehr als 500 Polizisten waren im Einsatz, darunter auch Spezialkräfte wie die GSG 9.

230 Flüchtlingstransporte

Die Ermittler beschlagnahmten umfangreiches Beweismaterial und etwa 55.000 Euro Bargeld. Auch die europäische Polizeibehörde Europol war eingebunden. Die Schlepperbanden hätten mindestens 230 Flüchtlinge aus dem Irak und Syrien in Kleintransportern und Bussen nach Deutschland gebracht, sagte ein Sprecher. "Nach unseren Erkenntnissen wurden 8.000 Euro pro Schleppung kassiert." Derzeit werde geprüft, wie die Schlepper die Transporte über die Außengrenzen des Schengen-Raums geschafft hätten.

Der Großeinsatz der Bundespolizei lief in Schleswig-Holstein, Hamburg, Niedersachsen, Berlin, Sachsen, Thüringen, Bayern, Hessen und Nordrhein-Westfalen. Er sei das Ergebnis von fünf voneinander unabhängigen Ermittlungsverfahren, sagte der Sprecher. Es wurden elf Haftbefehle vollstreckt, zudem gab es eine Festnahme in Niedersachsen.

Zahlreiche Razzien

Schwerpunkte der Durchsuchungen waren Niedersachsen mit 14 Wohn- und Geschäftsräumen unter anderem in Braunschweig und Hildesheim sowie Sachsen und Bayern mit insgesamt 15 Objekten, unter anderem in Leipzig und Großenhain. In Nordrhein-Westfalen gab es fünf Durchsuchungen im Kölner Raum. Weitere Razzien gab es in Kiel und Eckernförde, Berlin, Hamburg, im thüringischen Lucka und in Limburg (Hessen).

Europol war nach Angaben der Polizei in Bulgarien und den Niederlanden eingebunden. Von der Auswertung des Beweismaterials erhoffen sich die Ermittler weitere Erkenntnisse über die Tätigkeit von Schlepperbanden, wie ein Sprecher sagte. Zum Beweismaterial gehörten unter anderem gefälschte Einreisevisa und Pässe, gefälschte Führerscheine sowie Kfz-Briefe, Falschgeld, Drogen, Waffen und Munition. Über die Aktion hatte am Mittwoch zuerst die "Bild"-Zeitung berichtet.