Einen Tag nach dem Überfall auf das Berliner Kaufhaus KaDeWe fehlt von den Räubern noch jede Spur. Fest steht inzwischen: Die vier oder fünf maskierten Täter hatten nicht nur Reizgas dabei, sondern auch eine Schusswaffe. Unklar sei aber noch, ob diese echt war, sagte eine Polizeisprecherin am Sonntag. Die Beute lag nach Angaben des "Tagesspiegel" im sechsstelligen Bereich.

Die Polizeisprecherin sagte dazu nur: "Es wurde definitiv Beute gemacht." Mitten im Weihnachtsgeschäft hatten die Räuber am Samstagmorgen im Erdgeschoß des berühmten Kaufhauses Vitrinen mit Schmuck und Uhren eingeschlagen. Einen Wachmann verletzten sie mit Reizgas. Nach dem blitzartigen Überfall flohen die Täter in einem dunklen Wagen.

Überfall im Weihnachtstrubel

Die Menschenmassen störten sie nicht: Mitten im Trubel der Einkäufer haben am Vormittag des vierten Adventssamstags mehrere Maskierte das Luxuskaufhaus KaDeWe in Berlin überfallen. Sie sprühten einem Sicherheitsmann Reizgas ins Gesicht, zerschlugen Schmuckvitrinen bei einem Juwelier und flohen dann in einem dunklen Auto, wie ein Polizeisprecher sagte. Schüsse seien nicht gefallen.

Laut Feuerwehr versorgte der Rettungsdienst elf Menschen am KaDeWe (Kaufhaus des Westens), darunter ein kleines Kind. Sie sollen Reizgas eingeatmet haben. Fest steht laut Polizei: "Es wurde Beute gemacht." Wie viel und was die Räuber mitnahmen, blieb aber zunächst unklar.

Die Täter - ersten Erkenntnissen zufolge waren es vier Männer - gelangten über einen Seiteneingang in Deutschlands berühmtestes Kaufhaus. Der Überfall geschah etwa eine Stunde nach Öffnung des Hauses in der Nähe des Kurfürstendamms. An Wochenenden und speziell kurz vor Weihnachten ist es besonders gut besucht. "Es gibt viele Zeugen", hieß es bei der Polizei.

Zunächst hatten Medien berichtet, es sei auch ein Schuss gefallen. "Ich weiß nichts von Waffen", sagte eine Polizeisprecherin dazu. Zur Frage, womit die Vitrinen eingeschlagen wurden, gebe es unterschiedliche Zeugen-Aussagen.

Das KaDeWe wurde nach dem Überfall zunächst geschlossen - aber nur wenig später wieder geöffnet. Der Berliner Einzelhandel blickt mit Sorge auf die Zunahme von spektakulären Raubüberfällen den vergangenen Monaten.

Beim bisher bekanntesten KaDeWe-Coup - im Jänner 2009 - waren die Täter außerhalb der Öffnungszeiten eingedrungen. Sie brachen nachts ein und stahlen Uhren und Schmuck im Millionenwert. Festgenommene tatverdächtige Zwillinge wurden danach wieder freigelassen, weil eine DNA-Spur keinem der Männer eindeutig zugeordnet werden konnte. Zuletzt waren Anfang August Unbekannte an einem Sonntagmorgen in das KaDeWe eingebrochen und hatten teure Uhren gestohlen.

Der Überfall am Samstag ereignete sich genau ein Vierteljahr nach dem Raubüberfall auf einen Geldboten vor einem nahe gelegenen Apple-Geschäft. Auch in diesem Fall hatten sich die Täter den Samstags-Geschäftstrubel zunutze gemacht.

  • Das KaDeWe (Kaufhaus des Westens) in Berlin wurde 1907 eröffnet. Täglich kommen mehr als 180.000 Kunden aus der ganzen Welt. Mehr als 60.000 Quadratmeter Verkaufsfläche stehen bereit. Das Haus am Wittenbergplatz an der Tauentzienstraße, unweit vom Kurfürstendamm (Kudamm), ist Konsumtempel, aber auch beliebte Touristenattraktion. Anziehungspunkt ist vor allem die Gourmet-Abteilung in der 6. Etage.
  • 1905 beauftragte Kommerzienrat Adolf Jandorf den Architekten Johann Emil Schaudt mit dem Bau. Das Warenhaus öffnete dann zwei Jahre später die Tore.
  • In der Nazi-Zeit wurden die jüdischen Eigentümer, die Kaufmannsfamilie Hermann Tietz, zum Verkauf gezwungen. Im Zweiten Weltkrieg brannte das Haus nach dem Absturz eines amerikanischen Flugzeugs aus. 1950 wurden die ersten beiden Etagen wiedereröffnet.
  • 2010 hatte US-Investor Nicolas Berggruen die Karstadt Warenhaus GmbH mit dem KaDeWe übernommen. 2012 gingen die Immobilien an die Signa-Holding des Tiroler Immobilieninvestors Rene Benko. 2013 erwarb er dann die Mehrheit an den lukrativsten Teilen von Karstadt - den Sporthäusern und den Luxus-Häusern mit dem KaDeWe.