Bis zu 700 Flüchtlinge an Bord eines vor Kreta treibenden Frachters haben am Dienstagabend Hoffnung geschöpft: Einer Fregatte der griechischen Marine gelang es, das manövrierunfähige Schiff ins Schlepptau zu nehmen.

Nicht in Lebensgefahr

Nikos Lagadianos von der Hafenpolizei sagte dem Fernsehsender Skai, die Menschen seien nicht in Lebensgefahr. Wegen der schlechten Wetterbedingungen könne es allerdings mehrere Stunden dauern, bis sie geborgen seien.

Der Frachter "Baris", der unter der Flagge von Kiribati (sprich: Kiribass) fährt, trieb nach einem Maschinenschaden seit dem Morgen rund 50 Kilometer südöstlich von Kreta im Mittelmeer. Starker Wind erschwerte die Rettungsaktion. Um die Mittagszeit teilte eine Sprecherin der Küstenwache mit, außer der Marinefregatte befänden sich vier weitere Schiffe in dem Gebiet.

In griechischen Medien hieß es, der Frachter werde in den kretischen Hafen Ierapetra geschleppt. Die Flüchtlinge sollten demnach erst nach einer ärztlichen Untersuchung von Bord gehen dürfen.

Ägäis-Inseln angesteuert

Jeden Monat versuchen tausende Flüchtlinge aus Syrien und anderen Konfliktgebieten im Nahen Osten und Nordafrika, über das Mittelmeer nach Europa zu gelangen. Nach dem Bau eines Zauns an der Landgrenze zwischen Griechenland und der Türkei steuern die Schlepper verstärkt die Ägäis-Inseln an. Da die Schlepper oft kaum seetaugliche Schiffe benutzen, kommt es immer wieder zu schweren Unglücken mit zahlreichen Toten.

Papst Franziskus appellierte am Dienstag in einer Rede vor dem Europaparlament an die EU-Staaten, das Flüchtlingsproblem gemeinsam anzugehen. Sie dürften nicht länger hinnehmen, dass das Mittelmeer zu einem "großen Friedhof" werde, sagte das katholische Kirchenoberhaupt. Auf den Kähnen, die täglich an den europäischen Küsten landeten, seien Männer und Frauen, die "Aufnahme und Hilfe" bräuchten. Es bedürfe "mutiger und konkreter politischer Maßnahmen", um eine Lösung für das Problem zu finden, sagte der Papst.