Weil sie ihr Neugeborenes in einem Abflussrohr am Straßenrand verschwinden lassen wollte, muss sich eine australische Mutter seit Montag wegen versuchten Mordes verantworten. Radfahrer entdeckten den schreienden Säugling laut Polizei am Sonntag in einem Entwässerungsschacht bei Sydney, wo er offenbar fünf Tage lang ohne Nahrung überlebt hatte - und retteten ihn so vor dem drohenden Hitzetod.

Zweieinhalb Meter gestürzt

Die Ermittler gehen davon aus, dass das Baby durch eine Lücke in das verschmutzte Abflussrohr gepresst wurde und dann zweieinhalb Meter in die Tiefe fiel. Der kleine Bub wurde den Angaben zufolge eingewickelt in eine Krankenhausdecke gefunden, mit durchgeschnittener und abgeklemmter Nabelschnur. Offenbar war er schon am Montag zur Welt gekommen und einen Tag später in dem Schacht am Rande eines Radwegs sich selbst überlassen worden. Radfahrer hörten die Schreie des unterernährten Babys und wuchteten daraufhin die Betonabdeckung des Schachts zur Seite, um es zu befreien.

Die Polizei verbrachte Stunden damit, Krankenhausakten zu durchforsten und an Haustüren zu läuten, bevor sie auf die 30-jährige Mutter stießen. Sie wurde festgenommen und Berichten zufolge als fluchtgefährdet eingestuft, da ihre Eltern und Geschwister im Pazifik-Inselstaat Samoa leben.

Mutter gestanden

Die Zeitung "Sydney Morning Herald" berichtete unter Berufung auf Gerichtsdokumente, dass die Mutter gestanden habe, den Säugling - wissend um dessen Lebensgefahr - in dem Abflussrohr zurückgelassen zu haben. Auf ihrem Weg ins Gericht wurde die Frau demnach von Passanten beschimpft.

Radfahrer David Otte, der bei der Bergung des Säuglings half, bezeichnete den Fund am Straßenrand als verstörende Erfahrung. "Man sieht die verschiedensten Dinge im Leben, aber man könnte sich niemals vorstellen, einmal so etwas zu sehen", sagte er dem Sender Fairfax Radio. Ottes Worten zufolge wurde der Sturz des Babys in den tiefen Schacht wohl abgefedert durch Plastik, das um seinen Körper gewickelt war.

Die Polizei bezweifelt, dass der Bub noch viel länger überlebt hätte, da die Temperaturen in dem nordwestlichen Stadtgebiet von Sydney im Tagesverlauf auf 40 Grad stiegen. Inzwischen befindet sich das Baby in stabilem Zustand. Es wird vorerst in einem Krankenhaus versorgt und wurde in die Obhut einer Hilfseinrichtung für Familien übergeben.