"Ferguson wartet", stellte CNN am Samstag nüchtern fest. Unter Hochspannung und abgesichert wie in einer Festung fiebern nicht nur die rund 21.000 Bewohner des Vororts von St. Louis dem Urteil der Geschworenenjury im Prozess um den Tod des schwarzen 18-jährigen Teenagers Michael Brown entgegen – sondern ganz Amerika. Die Entscheidung der zwölfköpfigen Jury könnte heute bereits feststehen. .

Wird der weiße Polizist Darren Wilson angeklagt werden? Oder kommt er davon? Was bislang durchgesickert ist, plädiert der 28-Jährige auf Notwehr. Zur Anhörung war die Öffentlichkeit nicht zugelassen. Wilson selbst verweigert jede Stellungnahme. Er ist seit dem Tag der Tat, dem 9. August 2014, untergetaucht. Im echten Leben wie in sozialen Netzwerken.

Selbst intensive investigative Netzrecherchen der „Washington Post“ führten zu keinem Ergebnis, der Polizist hatte all seine Spuren verwischt. Einzig bekannt ist nur, dass er vom Dienst freigestellt worden ist – bei vollem Gehalt. Sein Vorgesetzter, Polizeichef Thomas Jackson, bezweifelte vergangene Woche jedoch, dass Wilson jemals wieder auf den Posten in Ferguson zurückkehren würde.

Der Gouverneur von Missouri hatte in der vergangenen Woche den Ausnahmezustand über das Städtchen verhängt und ein übergeordnetes Polizeikommando über die alteingesessenen Beamten in Ferguson gestellt. Das Gericht ist abgeriegelt, das FBI hat 100 zusätzliche Agenten in die Stadt geschickt. Auch die Nationalgarde ist in Alarmbereitschaft.

Rassentrennung, ganz real

Der Fall von Ferguson hat die Debatte über Alltagsrassismus in den USA wieder aufflammen lassen. An einem Ort, in dem zwei Drittel der Bewohner schwarz sind, die Polizei jedoch fast ausschließlich in den Händen Weißer liegt.

In Missouri North County liegt der Anteil der schwarzen Bevölkerung über 90 Prozent. Rassentrennung ist historisch verankert. St. Louis erließ schon 1916, als erste Stadt im Land, ein Gesetz, das es Schwarzen verbot in Gegenden zu ziehen, in denen mehr als 75 Prozent Weiße wohnen. Rassentrennung ist dort aber kein Begriff der Geschichtsbücher, sondern noch immer real.
Mit der Konsequenz, dass Schwarze konsequent Opfer vom sogenannten „Racial Profiling“ werden – also von Beamten wahllos aufgehalten, untersucht und in Gewahrsam genommen werden können.

Unruhen werden erwartet

Wenig überraschend: Acht von zehn Aufgehaltenen sind Afroamerikaner oder Latinos.
Für den Fall, dass Wilson mit einem Freispruch davonkommt, werden neue Unruhen erwartet. Viele Bewohner von Ferguson fürchten sich davor, dass die Proteste dann endgültig eskalieren.
Michael Browns Vater veröffentlichte ein Video, in dem er vor neuer Gewalt warnte. „Andere zu verletzen oder jemandes Eigentum zu zerstören, ist nicht die Lösung“, sagte er.