90 Prozent der Verluste gehen demnach auf das Konto von 36 weitverbreiteten Vogelarten. Zu schaffen machen den Tieren etwa die Anbaumethoden der modernen Landwirtschaft und die Zersplitterung ihres Lebensraums. "Es macht uns große Sorgen, dass die verbreitetsten Vogelarten schnell zurückgehen, denn von dieser Gruppe von Vögeln profitieren die Menschen am meisten", sagte Studienleiter Richard Inger einer Mitteilung zufolge. Vögel helfen demnach, Schädlinge im Zaum zu halten und bei der Verbreitung von Samen. Aasfressende Arten übernehmen zudem die wichtige Aufgabe, Kadaver aus der Natur zu entfernen.

Andere ebenfalls sehr bekannte Arten nehmen allerdings zu: Kohlmeisen, Rotkehlchen, Blaumeisen und Amseln gibt es heute mehr als noch vor 30 Jahren. Auch seltene Vogelarten kämen inzwischen häufiger vor, weil sie von besonderen Schutzvorschriften profitierten, heißt es in der Studie. Der Schutz helfe etwa dem Weißstorch und der Rohrweihe bei der Ausbreitung.

Die Wissenschafter kommen zu dem Schluss, dass Vogelschützer sich nicht ausschließlich auf seltene und bedrohte Arten konzentrieren sollten, sondern auch verbreitete Arten Schutz brauchen: "Der Erhalt und der gesetzliche Schutz aller Vögel und damit auch ihrer Lebensräume ist absolut notwendig, um die rückläufigen Zahlen umzukehren", sagte Richard Gregory von der größten britischen Vogelschutzorganisation, der Royal Society for the Protection of Birds (RSPB). Die Forscher werteten Daten über 144 europäische Vogelarten der Jahre 1980 bis 2009 aus 25 Ländern aus und veröffentlichten die Ergebnisse im Fachmagazin "Ecology Letters".