Mit einem weiteren Blutbad ist das Geiseldrama in der algerischen Wüste zu Ende gegangen. Einheiten der Armee stürmten am Samstag die Gasanlage bei In Amenas im Osten des Landes. dabei sind nach vorläufigen Regierungsangaben insgesamt 23 Geiseln getötet worden. Auch 32 Entführer seien tot, teilte das algerische Innenministerium am Samstagabend mit. Den algerischen Sicherheitskräften sei es gelungen, 685 algerische Angestellte der Anlage zu befreien sowie 107 Ausländer.

Die Geiselnehmer hatten unter anderem ein Ende des französischen Militäreinsatzes im Norden Malis gefordert, wo Islamisten die Kontrolle übernommen haben.

Sturmangriff beendete das Drama

Der Sturmangriff algerischer Soldaten vom Samstag habe dem Drama ein Ende gesetzt und "einen weiteren Verlust an Menschenleben" zur Folge gehabt, sagte der britische Verteidigungsminister Philip Hammond bei einer Pressekonferenz mit seinem US-Kollegen Leon Panetta. Dass es Todesopfer gegeben habe, sei "entsetzlich und unannehmbar", liege aber in der "alleinigen Verantwortung der Terroristen". London drängt die algerische Regierung laut Hammond aber, "Details zur genauen Lage" zu veröffentlichen.

Die schwer bewaffneten Angreifer hatten die Anlage am Mittwoch besetzt. Am Donnerstag griff das Militär die Islamisten an. Nach Informationen der algerischen Zeitung "El Watan" sollen die Entführer am Samstag begonnen haben, die Geiseln zu töten. Für die sieben Ausländer - drei Belgier, zwei US-Amerikaner, ein Brite und ein Japaner - kam der Armee-Einsatz zu spät.

Laut algerischem Radio hatten die Entführer versucht, einen Teil der Anlage in Brand zu setzen. Die Anlage soll nun nach Minen abgesucht werden.

Zuvor hieß es in Algerien, Spezialkräfte hätten in der von Islamisten überfallenen Erdgasanlage 15 verkohlte Leichen gefunden. Man bemühe sich gegenwärtig um die Identifizierung der Toten. Wie die Menschen zu Tode gekommen sind, war zunächst unklar.

Bereits beim ersten Angriff auf die Geiselnehmer wurden laut Regierung in Algier zwölf algerische und ausländische Geiseln getötet. Zugleich seien 650 Geiseln befreit worden. Von den zunächst auf 32 bezifferten Geiselnehmern wurden dabei 18 nach algerischen Angaben "außer Gefecht gesetzt".

Dem französischen Außenminister Laurent Fabius zufolge war unter den getöteten Geiseln auch ein Franzose. Der britische Premierminister William Hague bereitete seine Landsleute auf "schlechte Nachrichten" vor. Der rumänische Regierungschef Victor Ponta teilte mit, unter den getöteten Geiseln sei ein Rumäne.

Österreicher auf dem Heimweg

Jener 36-jährige Niederösterreicher, der das Geiseldrama unbeschadet überstanden hat, dürfte wohl bald zurück in die Heimat gelangen. Der Zwettler Christoph Z. befinde sich derzeit in Deutschland und werde laut seiner Mutter wahrscheinlich noch am Samstag zu Hause ankommen, sagte Zwettls Vizebürgermeister Johannes Prinz Samstagmittag zur APA. Genauere Auskünfte wolle die Familie aus Sicherheitsgründen aber nicht geben, betonte er. Dem 36-Jährigen, der sich während der Geiselnahme versteckt hatte, gehe es soweit gut. Er war für den britischen Öl-Multi BP in Algerien tätig.

Die algerische Armee verteidigte ihr umstrittenes Vorgehen. "Der Einsatz ist die Antwort auf eine Entscheidung der Terroristen gewesen, alle Geiseln zu töten und ein wahres Massaker anzurichten", zitierte die Tageszeitung "El-Khabar" einen Armeesprecher.

Frankreichs Präsident Francois Hollande sieht sich durch das blutige Geiseldrama im Kampf gegen den Terrorismus bestärkt. Er verurteilte den Tod der Geiseln am Samstag als feigen Mord.

Das Auswärtige Amt in Berlin bekräftigte, dass es keine deutschen Geiseln gegeben habe. Zwei deutsche Staatsangehörige befänden sich jedoch am Flughafen In Amenas und sollten ausgeflogen werden. Diese Mitarbeiter einer Bohrfirma seien jedoch nicht unter den Geiseln gewesen.