Am ersten Jahrestag der Havarie des Kreuzfahrtschiffes "Costa Concordia" haben Überlebende und Angehörige der 32 Todesopfer am Sonntag eine Gedenkfeier am Unglücksort abgehalten. Vor der Insel Giglio unweit der toskanischen Küste, wo das Wrack des 290 Meter langen Schiffs noch immer auf der Seite liegt, warfen sie Blumen ins Meer und legten eine Schweigeminute ein. Ein Boot gab 32 Salutschüsse ab, einer für jedes Opfer.

Die "Costa Concordia" hatte am 13. Jänner mit rund 4.200 Menschen an Bord nahe der toskanischen Insel einen Felsen gerammt und war teilweise gesunken. An Bord befanden sich auch 77 Österreicher. Dem Kapitän Francesco Schettino wird vorgeworfen, das Schiff zu nah an die Küste manövriert zu haben. Er muss sich wegen fahrlässiger Tötung und des vorzeitigen Verlassens des Schiffes verantworten. Schettino hat inzwischen die Überlebenden des Unglücks um Entschuldigung gebeten.

Die Feiern begannen am Sonntag mit der Wiederherstellung des von dem Kreuzfahrtschiff beschädigten Riffs. Die "Costa Concordia" hatte in der Unglücksnacht das Riff gerammt und den Felsen herausgerissen. Danach wurde auf der Insel eine Messe gefeiert. Daran beteiligten sich hunderte Angehörige der Opfer und viele Überlebende der Unglücksnacht. Tränen in den Augen hatten mehrere Überlebende, die sich bei der Messe die Hände hielten und für die Todesopfer beteten.

4.000 Schiffbrüchige

An der Messe beteiligten sich auch die Angehörigen der letzten beiden Vermissten des Unglücks. Dabei handelt es sich um ein indisches Crew-Mitglied sowie um eine italienische Passagierin. Bischof Guglielmo Borghetti dankte den Bewohnern von Giglio, die nach dem Unglück zum Hafen geeilt waren, um den mehr als 4.000 Schiffbrüchigen zu helfen.

Die Kreuzfahrtgesellschaft Costa Crociere, Betreiber der "Costa Concordia", rechnet mit Bergungskosten für das Wrack von 400 Millionen Dollar (308,55 Mio. Euro). Das wären 100 Millionen Dollar mehr als bisher angenommen, teilte die Reederei am Samstag bei einer Pressekonferenz mit. Einen genauen Termin für die Bergung des Schiffes wollte Costa Crociere nicht nennen. Allerdings rechne man mit einer Bergung noch vor dem Ende des Sommers.

Zivilschutzchef Franco Gabrielli versicherte, dass bisher die Umweltbelastung wegen des Wracks im Meer "absolut minimal" gewesen sei. Der Zivilschutz habe stets mit Transparenz gehandelt. "Wir haben niemals Daten über die Umweltlage rund um die Insel Giglio verheimlicht", so Gabrielli.