"Storyful"ist weltweiter Nachrichtenmotor bei Breaking-News-Vorfällen, erklärte Alan O'Riordan beim European Newspaper Congress am Montag im Wiener Rathaus. "Es ist immer jemand näher an der Nachricht, der helfen kann, diese besser, authentischer, unverfälscher zu erzählen." Er bezeichnet Storyful als den ersten "sozialen Nachrichtendraht" der Welt, mit Sitz in Dublin unterstützt man andere Medien.

Über Alarmsysteme, die etwa Twitter analysieren, kommt man schnell zur ersten Nachricht, dann treiben die Redakteure über soziale Netzwerke Menschen auf, die am Geschehen dran sind. So werden Augenzeugen mit Handyvideos zu Korrespondenten auf Nachrichtenseiten.

Recherchieren und Verifizieren bleibt Pficht

Aber, warnt der Ire: "Man darf der Crowd im Netz nicht blind vertrauen." Es brauche, so wie immer und überall, die journalistischen Tugenden, Videos, Nachrichten, Fakten zu recherchieren und verifizieren.

Als eines der heißesten journalistischen Start-ups Deutschlands wird merkurist.de gehandelt. In Mainz gestartet, will man Zug um Zug in bis zu 200 Städten Deutschlands mit lokalen Nachrichten im Netz punkten. "Es gibt in diesen Städten nur eine lokale Tageszeitung", sieht Manuel Conrad vom Merkurist gute Chancen. Im Juli 2015 ist man in Mainz ins Netz gegangen, heute zählt man 8000 Leser. Eine Paywall wird es bei diesem Angebot nicht geben, weil die Leute nicht bereit seien, für Lokalnachrichten im Netz zu zahlen, hofft Conrad, dass er der Nutznießer des allgemeinen Trends wird. Denn auch in Deutschland arbeiten Tageszeitung an der Vergebührung ihrer Online-Angebote.

Leser als Nachrichten-Lieferaten

Der Merkurist zäumt das Pferd vom Leser auf. Online sammelt man von jedem User massiv Daten, analysiert, welche Artikel wie lange gelesen werden, reiht die Themen nach der Nachfrage, nicht nach journalistischer Relevanz, die in Blattmachersitzungen erstellt wird. Leser können sogar direkt auf der Merkurist so genannte "Snips" posten, in denen sie etwa fragen, wann denn die Disco im Ort aufsperrt, oder die Großbaustelle im Zentrum endlich fertig wird. "Interagieren besonders viele Leser mit einem Snip, diskutieren mit oder fragen nach, übernimmt unser Redakteur und macht eine Geschichte daraus", erklärt Conrad.

Die Journalisten bekommen Boni, wenn ihre Story besonders gut geklickt und gelesen wird, Werbekunden zahlen nur, wenn ihre Anzeige auch lange genug gesehen wird. Conrad ist optimistisch, dass Lokaljournalismus ohne Bezahlschranke eine Zukunft hat.

Online-Magazin für Mitglieder mit Tiefgang

"Der Kontext" geht einen ganz anderen Weg: Das Geschäftsmodell finanziert sich mit Mitgliedsbeiträgen (80 Euro pro Jahr), Zweitverwertungen seiner Magazin-Ausgaben und Sonderprodukten von Kunden. Es ist ein reines Online-Magazin, das einmal im Monat in aufwendigen Kontext-Grafiken komplexe Themen aufgreift, vernetzt darstellt und mit Videos und Text enorm in die Tiefe geht. "Unsere Leserumfragen haben gezeigt, dass die Menschen heute eine große Sehnsucht nach mehr Hintergrund zum und Einordnung des Weltgeschehens haben", sagt Kontext-Gründerin Julia Körberlein. Das News-Bombardment gehe den Leuten schon auf die Nerven.