Alles ganz friedlich", sagt der Polizist, der am Donnerstagvormittag vor der Wiener Votivkirche seinen Dienst versieht. Hin und wieder kämen ein paar Neugierige vorbei, mehr aber gebe es nicht zu berichten. Zumindest nicht aus dem Sigmund-Freud-Park vor dem Gotteshaus, denn die hier am 25. November von Asylwerbern und Sympathisanten aufgeschlagenen Zelte sind seit vergangenem Dienstag immer wieder verwaist. Da nämlich beschlossen die Asylwerber und Aktivisten, in die Kirche zu "übersiedeln", in der nun in einem Seitenschiff zahlreiche Matratzen samt Schlafsäcken ausgelegt sind. "So wollen die Flüchtlinge den Dialog mit dem Innenministerium erzwingen", wie ein Vertreter der Protestbewegung erzählt.

Runder Tisch vor Weihnachten

Dieser Dialog wurde, auf Vermittlung der Caritas, inzwischen auch zugesagt und soll in Form eines runden Tisches noch vor Weihnachten stattfinden. "Wir sind gerne bereit, mitzuwirken", sagt Ministeriumssprecher Karlheinz Grundböck und betont die konstruktive Rolle, die von der Caritas in der Asyldiskussion rund um die "Besetzung" der Votivkirche eingenommen wird. Eine polizeiliche Räumung, wie anfangs von Pfarrer Joseph Faruggia verlangt, steht jedenfalls nicht mehr zur Debatte. Zumal auch keiner der Gottesdienste in irgendeiner Form gestört wurde. Darüber hinaus versorgt die Caritas die zwischenzeitlich an die 50 Flüchtlinge mit Tee und heißer Suppe.

Was nun die Forderungen der Demonstranten betrifft, so geht es ihnen vorrangig um folgende Punkte: Grundversorgung für alle Asylwerber, freie Wahl des Aufenthaltsortes, keine Transfers gegen den Willen der Betroffenen, Zugang zum öffentlichen Wohnbau und zum Arbeitsmarkt, Bildung und Sozialversicherung sowie Einrichtung einer unabhängigen Instanz zur Prüfung negativer Asylbescheide.

Für den Weihnachtstag wurde seitens der Aktivisten übrigens "eine große Überraschung" angekündigt. Wie diese aussehen soll, bleibt vorerst ein Geheimnis. Und hängt wohl auch mit dem Ergebnis des runden Tisches zusammen.