Der 347 Seiten starke Einkommensbericht des Rechnungshofes für 2012 zeigt auf den ersten Blick die bekannten Mängel der Gehaltspyramide: Frauen verdienen deutlich weniger als Männer, Arbeiter verdienen weniger als Angestellte und die Einkommen insgesamt legen kaum an Kaufkraft zu. Doch immerhin holen untere Einkommen in wichtigen Bereichen leicht auf. Und die Fraueneinkünfte wachsen stärker als die der Männer.

In Summe spiegelt der Bericht die prekär gewordene Arbeitswelt. Nur mehr 61 Prozent der 4.004.748 unselbstständig Erwerbstätigen haben einen Dauer-Vollzeitjob. Der Rest entfällt auf Teilzeit, Befristung und Leiharbeit. Insgesamt haben Arbeitnehmer im Vorjahr ein Brutto-Jahreseinkommen von durchschnittlich 25.310 Euro erzielt. Bei Männern erreichte das mittlere Einkommen 31.356 Euro, bei Frauen 18.783 Euro, also nur 60 Prozent. Da ist die kürzere Arbeitszeit aber nicht berücksichtigt. Nimmt man nur Vollzeitjobs, ist die Lücke dennoch groß: Frauen haben im Mittel 81 Prozent des vergleichbaren Männer-Jahreseinkommens. Geringer ist das Gefälle nur in Hochlohnbranchen, etwa im Bergbau und bei Beamten.

Schere geht nicht weiter auf

Immerhin hat sich sowohl die Schere zwischen Männern und Frauen als auch jene zwischen Arm und Reich in den letzten fünf Jahren leicht geschlossen. Seit 2007 stiegen die Fraueneinkommen um 19,1%, jene der Männer um 15,7%. Im selben Zeitraum stiegen die untersten zehn Prozent der Lohneinkommen um 21,8%, die obersten zehn Prozent dagegen nur um 18,8%. Einschränkung: Das gilt nur für die Gruppe jener 1.761.332 Menschen, die seit 2007 durchgängig und ohne Karrieresprung oder -knick beschäftigt waren.

Da die Verbraucherpreise seit 2007 "nur" um 9,2% zulegten, zeigt die Statistik für alle Lohnempfänger unter dem Strich einen Zuwachs der realen Kaufkraft. Dass dies sozial Schwächere täglich ganz anders spüren, dürfte wohl an der lebensfremden Zusammensetzung des Preisindex-Warenkorbs liegen.

Arbeiter erhielten 2011 im Schnitt 10,50 Euro pro Stunde, Angestellte kamen auf 12,70 Euro Brutto-Stundenlohn. Vertragsbedienstete (13,90?) und Beamte (19,50?) liegen deutlich höher, was aber auch an Struktureffekten liegt (Beamte sind im Schnitt höher gebildet und älter). Die Stundenlohn-Tabelle beginnt bei schwach entlohnten Hilfsarbeitern (7?) und reicht bis zu Spitzenbeamten (28,90?). Aber auch das sind nur Mittelwerte, im Einzelfall geht es noch deutlich darüber und leider auch darunter.

Niedrige Frauenpensionen

Die Einkommen der Pensionisten zeigen strukturell ein ähnliches Bild. Frauen erreichten mit 13.487 Euro im Schnitt eine deutlich niedrigere Jahrespension als Männer (23.307?), woran sich die "Teilzeitfalle" zeigt. Sie holten in den letzten fünf Jahren aber stark auf und erzielten fast immer reale Pensionszuwächse, während die Kaufkraft der Männerpensionen mit Ausnahme von 2009 seit Jahren sinkt.