Die Vereinten Nationen erinnern am Welternährungstag an die insgesamt rund 870 Millionen hungernden Menschen.

2012 will die Welternährungsorganisation FAO unter dem Motto "Landwirtschaftliche Genossenschaften - Schlüssel zur Welternährung" auf die Bedeutung ländlicher Kooperativen im Kampf gegen den Hunger aufmerksam machen. Die UN-Organisation rief den Tag 1979 ins Leben. In vielen Ländern werden am 16. Oktober Veranstaltungen organisiert.

„Wenn die Leute kein Brot haben, dann sollen sie doch Kuchen essen!“, soll die französische Königin Marie Antoinette gemeint haben. Auch der heutigen Politik fehle das diesbezügliche Verständnis, hieß es am Montag bei einer Presseaktion anlässlich des Welternährungstages. Symbolträchtig fuhr eine Kutsche mit der vergnügungssüchtigen Monarchin vor dem Wiener Parlament vor, wo sie Süßes an die interessiert-irritierten Passanten verteilte.

Existenzielle Erfahrung Hunger

Der Spruch wurde zwar lange vor der Thronbesteigung geprägt und vermutlich absichtlich der unbeliebten Tochter Maria Theresias angedichtet; er bringt allerdings die Realitätsferne der Elite am Vorabend der Französischen Revolution auf den Punkt. Ähnliches unterstellen die Hilfsorganisationen auch der heimischen Politik: Kaum ein Verantwortlicher könne - ähnlich wie der dekadente Adel - nachvollziehen, welche existenzielle Erfahrung Hunger darstelle.

Diakonie und "Brot für die Welt" postulieren eine Trendwende in der Entwicklungspolitik, warnen vor Kürzungen und wollen das Leid der Betroffenen ins Bewusstsein rufen. Eine Forderung lautet, wie angekündigt 0,7 Prozent des österreichischen BIP für Entwicklungszusammenarbeit (EZA) und Katastrophenhilfe bereitzustellen. Sie appellierten an das Gewissen der Abgeordneten, verlangten einen Kürzungsstopp und schlugen vor, zumindest zu den Zahlen von 2010 zurückzukehren. Eine Trendwende sei notwendig, und ein Stufenplan soll das selbst gesetzte Ziel möglichst schnell realisieren. Die EZA soll wieder mit 100 Millionen Euro dotiert werden, so "Brot für die Welt“-Geschäftsführer Michael Bubik.

"Welthungertag"

Aktuell sprechen Hilfsorganisationen angesichts der ungerechten Verteilung von Lebensmitteln von einem internationalen "Welthungertag" anstelle des "Welternährungstags" und wollen unter dem Motto "Mir wurscht, wenn die Leute kein Brot haben..." darauf hinweisen, dass die Alpenrepublik derzeit mit einem "beschämend geringen Budget" innerhalb der EU an letzter Stelle liegt. 2011 wurden 0,27 Prozent des BIP für die EZA ausgegeben. Schweden liegt bei 1,02 Prozent, Portugal kommt auf 0,29. Auch die Auslandskatastrophenhilfe fällt bescheiden aus: Norwegen gibt rund 47,01 Euro pro Einwohner aus, Österreich 2,15 Euro.