Muslimbruderschaft nimmt Aufruf zu Protesten in Kairo zurück

"Im Lichte der Ereignisse der vergangenen beiden Tage hat die Bruderschaft beschlossen, sich nur an einer symbolischen Demonstration auf dem Tahrir-Platz zu beteiligen", erklärte der Generalsekretär der mächtigsten politischen Bewegung in Ägypten, Mahmoud Hussein. Der Kairoer Tahrir-Platz ist nicht weit vom US-Botschaftsgebäude entfernt.

Durch den Verzicht auf landesweite Protestkundgebungen solle sichergestellt werden, dass es "keine Zerstörung von Eigentum, oder Verletzte oder Todesfälle, wie es in der Vergangenheit passiert ist," mehr gebe. Die US-feindlichen Proteste hatten am Dienstag in Kairo begonnen, wo Islamisten die US-Botschaft stürmten. In der libyschen Küstenstadt Benghazi wurden am selben Tag bei einem Angriff auf das US-Konsulat der US-Botschafter Chris Stevens und drei Mitarbeiter getötet, auch libysche Sicherheitskräfte starben.

Ägyptens Staatschef Mohammed Mursi, der früher selbst der Muslimbruderschaft angehört hatte, warnte, der islamfeindliche Film "Unschuld der Muslime" sei eine "Aggression", die "Zwietracht säen" solle und von den wirklichen Problemen im Nahen Osten ablenke. "Diese unverantwortlichen Taten führen zu nichts Gutem und lenken die Aufmerksamkeit von echten Problemen wie dem Konflikt in Syrien, dem Schicksal der Palästinenser und dem Mangel an Stabilität im Nahen Osten ab", sagte Mursi am Freitag bei einem Besuch in Rom.

Mursi verurteilt Film

Mursi verurteilte sowohl den US-Film als auch die gewalttätigen Reaktionen. Die Ägypter seien gegen "jeden verderblichen Versuch, den Propheten des Islam zu beleidigen", sagte der Staatschef. "Auch die Amerikaner lehnen diese Taten ab, (US-)Präsident (Barack) Obama hat mir das gesagt." Zugleich lehne er "mit höchster Entschiedenheit jegliche Aggression" wie die jüngsten Angriffe auf US-Vertretungen ab, sagte Mursi.

Beobachtern zufolge versucht Mursi eine schwierige Gratwanderung: Zum einen will er bei den Ägyptern nicht als zu US-freundlich gelten, andererseits erhält sein Land weiterhin Milliardensummen aus dem Westen als Aufbauhilfen und Investitionen.