Nach den vorgelegten Zahlen sind die inflationsbereinigten Nettoeinkommen 2010 unter jenen des Jahres 2000 gelegen, während die Arbeitsproduktivität in diesem Zeitraum um etwa 8 Prozent gestiegen ist. Vor allem das unterste Fünftel der Einkommensbezieher fiel zurück, so die Studie der Arbeiterkammer Oberösterreich.

Vehemente Proteste

Die AK OÖ meldete sich damit in einer Debatte zu Wort, die seit einigen Wochen geführt wird. Auslöser war eine Analyse der Schweizer Großbank UBS Ende August gewesen, die für Österreich reale Einkommensverluste quer durch alle Bezieherschichten behauptet und dies mit dem Euro in Zusammenhang gebracht hatte. Die Analyse hatte vehemente Proteste von österreichischen Wirtschaftsforschern, Banken, Verbänden und Nationalbank ausgelöst.

Deren Tenor: die Reallohnentwicklung habe nichts mit dem Euro zu tun, die Verluste seien in Wirklichkeit geringer ausgefallen oder in Wirklichkeit Zuwächse gewesen. Der Autor der UBS-Studie hatte auf seinen Berechnungen beharrt, aber eingeräumt, dass die europäische Gemeinschaftswährung nur zum Teil verantwortlich zu machen sei. Die Diskussionsteilnehmer hatten unterschiedlichste Parameter benutzt (brutto/netto, nominell/real, pro Kopf/Haushalt).

Nach den von AK OÖ-Chef Johann Kalliauer am Mittwoch veröffentlichten Berechnungen lagen die durchschnittlichen Lohneinkommen (nach Steuern und um die Teuerung bereinigt) 2010 um 1,5 Prozent niedriger als 2000. Für den Rückgang ist auf der letzten Stufe die sogenannte kalte Progression verantwortlich (höhere Besteuerung auf Basis der nominellen Lohnzuwächse). Wären die Lohnsteuern nur proportional zu den nominellen Löhnen gestiegen, hätten die österreichischen Arbeitnehmer 2010 um 518 Millionen Euro weniger Steuern gezahlt, hat die AK errechnet.

Der Faktor Steuern

Ohne den Faktor Steuern - aber um die Inflation bereinigt - haben die Löhne (in Oberösterreich) in den zehn Jahren um durchschnittlich zwei Prozent zugelegt, wobei die Spitzenverdiener um vier Prozent mehr bekamen, während die niedrigsten Einkommen ein Prozent verloren haben. Die AK OÖ führt dies auf atypische Beschäftigungsverhältnisse (Teilzeit, Leiharbeit) und ein "schlechteres Entlohnungsverhalten der Unternehmen" zurück.

In seiner Pressekonferenz bezifferte Kalliauer den Wert der allein im vergangenen Jahr geleisteten, aber unbezahlten 303 Millionen Überstunden mit 1,3 Milliarden Euro. Er forderte u.a. die Absenkung des Eingangssteuersatzes bei der Lohnsteuer sowie eine jährliche Anpassung der Steuerstufen an die Teuerung. Die geplante Aufspaltung der Kollektivvertragsgemeinschaft im Metallbereich kritisierte er. Wie berichtet will der mit Abstand größte Fachverband, die Maschinen- und Metallwarenindustrie (FMMI) getrennt verhandeln.