"Herr Elsner ist nicht erschienen", stellte Richter Christian Böhm auch zu Beginn des 18. Verhandlungstages beim zweiten BAWAG-Strafprozess am Mittwoch im Großen Schwurgerichtssaal des Straflandesgerichts Wien fest. Elsners Anwälte erklärten, dass der angeklagte Ex-BAWAG-Chef zwar nicht wie am Vortag behauptet ins Kreis-Krankenhaus Bad Reichenhall aufgenommen worden sei. Der herzkranke Elsner werde tagsüber im Krankenhaus behandelt, die Nacht verbringe er aber im Kurmittelhaus. Wann Elsner vor Gericht erscheinen könne, wollte Richter Böhm wissen. Dies hänge von den Befunden ab, so die Anwälte.

Dass der vor kurzem aufgetretene Herz-Vorfall bei Elsner erst Tage danach abgeklärt worden sei, verärgerte Böhm: "Er war so schwer, dass er vier Tage später erst abgeklärt wurde?" fragte Böhm die Anwälte Elsners nach Erhalt von neuen Unterlagen über gesundheitliche Untersuchungen Elsners. Die Anwälte verwiesen darauf, dass Elsner herzinfarktgefährdet sei und bereits seit zwei Tagen im Spital behandelt werde.

Tägliche Vorladungen

Richter Böhm hat die Elsner-Anwälte und Elsner im Rahmen der Subsidiar-Anklage für morgen, Donnerstag, sowie für jeden Tag in der kommenden Woche geladen. Dabei soll besprochen werden, wie in dem mittlerweile vom Hauptverfahren ausgeschiedenen Privatanklage-Verfahren der BAWAG gegen Elsner vorgegangen werden soll.

Das Verfahren gegen die restlichen sieben Angeklagten, darunter der Spekulant Wolfgang Flöttl, soll erst am kommenden Mittwoch fortgeführt werden. Dann sollen wie auch heute hauptsächlich Aussagen Elsners aus dem ersten BAWAG-Verfahren verlesen werden und die Mitangeklagten zu Stellungnahmen aufgefordert werden.

Bei der heutigen relativ kurzen Verhandlung las Richter Böhm die Aussagen Elsners zu den Geschehnissen im Oktober 1998, als er die anderen mitangeklagten BAWAG-Vorstände über den Totalverlust der BAWAG-Gelder, die vom mitangeklagten Wolfgang Flöttl verspekuliert wurden, informiert hatte. Die Verhandlung schloss Böhm dann knapp vor 10 Uhr.

Ex-BAWAG-Chef Elsner ist wegen einer Privatanklage der BAWAG erneut vor dem Strafrichter, obwohl er im ersten BAWAG-Prozess wegen Untreue zur Höchststrafe von zehn Jahren verurteilt worden ist. Davon hatte Elsner viereinhalb Jahre abgesessen, im Sommer 2011 wurde er aus gesundheitlichen Gründen für haftunfähig erklärt. Die Bank will durch die Privatanklage auf Elsners Pensionsabfindung zugreifen und erhofft sich bessere Chancen im Zivilverfahren.

Zudem ist Elsner ein wichtiger Zeuge in dem Verfahren gegen die restlichen sieben Angeklagten im zweiten BAWAG-Strafprozess - also die Ex-BAWAG-Vorstände Christian Büttner, Hubert Kreuch, Josef Schwarzecker und Peter Nakowitz, sowie der Spekulant Wolfgang Flöttl, Ex-BAWAG-Aufsichtsratschef Günter Weninger und Ex-BAWAG-Wirtschaftsprüfer Rober Reiter.