Die globale Flüchtlingskrise verschärft sich unaufhörlich: Seit Mitte des vergangenen Jahrzehnts hat sich die Zahl der vertriebenen Menschen, die das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR schützen und versorgen muss, mehr als verdoppelt. Im Jahr 2011 half das UNHCR 35 Millionen Männer, Frauen und Kinder beim verzweifelten Kampf ums Überleben. Im Jahr 2005 betreute das UNHCR noch 14,7 Millionen Geflohene. Das geht aus dem neuesten Weltflüchtlingsbericht hervor, der gestern in Genf veröffentlicht wurde.

Nationale und bilaterale Konflikte, der Klimawandel und damit verbunden Hungersnöte haben die Zahl der Flüchtlinge in den vergangenen Jahren so massiv in die Höhe schnellen lassen. Und dabei sind die neusten Vertreibungstragödien, wie der Bürgerkrieg in Syrien und der Konflikt in Mali, in der Statistik noch überhaupt nicht berücksichtigt!

Der UN-Hochkommissar für Flüchtlinge, António Guterres, warnt in dem Report: Die wachsende Weltbevölkerung, Lebensmittel- und Wasserknappheit und der Kampf um Rohstoffe wird die Zahl der Flüchtlinge in den nächsten zehn Jahren noch weiter ansteigen lassen. "Mehr und mehr Menschen werden ihre Heimat verlassen müssen", prognostiziert Guterres.

Seine ernüchternde Analyse lautet: Die Welt produziert immer schneller, in immer kürzeren Abständen neue Flüchtlingskrisen. Gleichzeitig steigt die Zahl der langfristigen Konflikte wie etwa in Afghanistan, in Somalia oder im Sudan. Dies zwingt ganze Generationen, für Jahrzehnte fernab der Heimat zu leben. Viele afghanische Flüchtlinge etwa halten sich in Iran und Pakistan seit dem Einmarsch der Sowjets in ihr Heimatland 1979 auf.

Insgesamt betreut das UNHCR derzeit mehr als zehn Millionen Menschen, die völkerrechtlich als Flüchtlinge gelten. Diese Männer, Frauen und Kinder mussten wegen Gewalt, Unterdrückung und Hunger ihre Heimatländer verlassen. Zudem kümmert sich das Werk um knapp 15 Millionen Binnenflüchtlinge, die vor Konflikten innerhalb ihres Heimatlandes flohen.

Besonders dramatisch ist derzeit die Lage in und um Syrien. Wegen der anhaltenden Gewalt befinden sich im Land und in den Nachbarstaaten Türkei, Libanon und Jordanien schon 500.000 Menschen auf der Flucht.

Aber auch der Hunger ist es, der Millionen Menschen dazu zwingt, die Heimat zu verlassen - vor allem in der Sahel-Zone und in Zentralafrika (siehe Grafik). Diese ungeheure Not bringt auch die "Festung Europa" immer mehr zum Wanken. Täglich versuchen Hunderte übers Meer Spanien, Italien oder Griechenland zu erreichen. Wie viele dabei umkommen, weiß niemand - auch das UNHCR nicht.