Nach dem Bombenanschlag auf eine Berufsschule in der süditalienischen Stadt Brindisi mit einem Todesopfer und vier Verletzten laufen die Ermittlungen der Staatsanwälten auf Hochtouren. Nachdem sich der Mafiaverdacht nicht erhärtet hat, vermuten die Ermittler, dass sich der Einzeltäter mit seinem Anschlag gegen die Schule rächen wollte. Daher wurde das Personal der Modeschule befragt. Nicht ausgeschlossen wird zudem, dass der Täter ein psychisch gestörter Mann sei, der sich an jungen Mädchen rächen wollte.

Die Staatsanwälte fahnden nach einem Mann im Alter von 50 Jahren mit dunkler Jacke, heller Hose und Tennisschuhen. Er soll mit einem ferngesteuerten Gerät den Sprengkörper ausgelöst haben, mit dem vor der Schule ein 16-jähriges Mädchen getötet wurde. Der Mann wurde von Videoanlagen unweit der Schule aufgenommen, berichteten die Ermittler. Sein Gesicht ist jedoch nicht klar zu erkennen, daher konnte der Mann noch nicht identifiziert werden.

Mit der Welt auf Kriegsfuß

"Es könnte sich um eine Person handeln, die sich mit der ganzen Welt auf Kriegsfuß fühlt, oder die sich als Opfer der Welt betrachtet. Es könnte sich aber auch um einen Mensch handeln, der soziale Spannungen verursachen will und mit einer klaren Ideologie handelt", berichtete der Staatsanwalt Marco Di Napoli. Es sei unwahrscheinlich, dass die Mafia hinter der Tat stecke.

Vor der Berufsschule in Brindisi war am Samstagmorgen ein aus drei Gasflaschen und einem Zeitzünder bestehender Sprengsatz explodiert, als die Schüler gerade zum Unterricht strömten. Splitter flogen durch die Luft, die Opfer erlitten schwere Verbrennungen. Eine 16-Jährige wurde getötet, fünf weitere Schüler wurden schwer verletzt.

Am Montag ist in der Ortschaft Mesagne bei Brindisi das Begräbnis der getöteten Schülerin, Melissa Bassi, geplant. Tausende Menschen, darunter Schüler aus mehreren Teilen Italiens, wollen sich an der Trauerzeremonie beteiligen. Hunderte Menschen pilgerten am Sonntag zur Schule in Brindisi und legten Blumen im Gedenken an die getötete Schülerin nieder. Inzwischen bessert sich der Zustand der vier Schülerinnen, die beim Anschlag schwer verletzt worden waren, leicht.

Zu dem Anschlag bekannte sich bisher niemand. Beobachter vermuteten anfangs wegen des Namens der Berufsschule einen Zusammenhang mit der Mafia. Die Schule ist Francesca Morvillo Falcone, der Ehefrau des bekannten Mafia-Jägers Giovanni Falcone, gewidmet. Sie starb mit ihrem Mann und drei Leibwächtern vor fast genau 20 Jahren bei einem Anschlag unweit von Palermo. Zudem war in Brindisi am Samstag ein Protestmarsch gegen die Mafia geplant. Ermittler betonten jedoch, es sei unwahrscheinlich, dass die in der Region um Brindisi aktive Mafia-Organisation Sacra Corona Unita auf ihrem eigenen Territorium Minderjährige töte.