Griechenland zählte stets zu den beliebtesten Urlaubsländern der Österreicher. Bei so manchem Reiseveranstalter thronte Hellas zeitweise auf Platz eins der am stärksten nachgefragten Sommer-Destinationen. Doch die politischen und wirtschaftlichen Verwerfungen haben auch die Urlauber verunsichert. Bereits im Vorjahr hat die Nachfrage stark nachgelassen. Und im heurigen Jahr "ist Griechenland bisher noch ein Ladenhüter", wie es bei TUI Österreich heißt. Die Nachfrage brach gegenüber dem Vorjahr um 20 Prozent ein.

Ähnliche Rückgänge werden auch von der Verkehrsbüro Gruppe vermeldet. "Griechenland hat verloren, es hat Jahre gegeben, in denen das Land die Nummer eins war", so Vorstandsdirektor Martin Bachlechner. Auch bei Thomas Cook lagen die Rückgänge zuletzt bei 20 bis 25 Prozent. "Im Vergleich zum Vorjahr war das nicht gut - das war desaströs", sagte Österreich-Chef Ioannis Afukatudis Mitte April. Zuletzt konnten jedoch wieder leichte Zuwächse registriert werden. Die Hoffnung der Branche liegt jetzt im Zusammenhang auf kurzfristigen Urlaubsentscheidungen der Kunden. Aufholen lasse sich das Minus jedoch nicht, meint Bachlechner. Für Kurzentschlossene sei heuer Ende Mai bis Mitte Juni eine sehr günstige Zeit, weil die griechischen Hotels mit "ordentlichen Rabatten" locken. Allgemein sieht Bachlechner in Griechenland derzeit ein "deutlich stimmigeres Preis-Leistungs-Verhältnis als noch vor vier, fünf Jahren".

Jetzt erst recht

Auch beim Kärntner Griechenland-Spezialisten Springer Reisen verbucht man einen Rückgang zum Vorjahr. Nur nicht nach Naxos. "Da sind die Kunden so informiert, dass sie sich nicht von einer Reise abbringen lassen", sagt Springer-Reisen-Chefin Andrea Springer, zugleich Fachgruppenobfrau der Kärntner Reisebüros. "Die meisten Kunden sagen: jetzt erst recht und buchen einen Griechenlandurlaub. Es gibt aber auch solche, die ihr Geld nicht mehr nach Griechenland tragen wollen", so Springer. Der verregnete Mittwoch war ein typischer Griechenland-Tag, man sehnte sich nach Sonne und buchte griechische Inseln. Dramatisch wäre es für die Reisebranche, würde Griechenland zur Drachme zurückkehren. "So etwas schafft Verunsicherung. Starke Rückgänge wären vorprogrammiert", so Springer.

Die sinkende Nachfrage nach Urlaub in Griechenland spiegelt sich auch in dramatischen Zahlen der griechischen Notenbank wider. Im Vergleich zum Vorjahr sind die Einnahmen im so wichtigen Wirtschaftszweig um 44,7 Prozent geschrumpft, vor allem deutsche Touristen bleiben aus. Fatal: Die Urlauber bleiben auch kürzer und geben dabei deutlich weniger Geld aus. Ganz besonders schlimm hat es Athen erwischt, wo die Nächtigungszahlen in vielen Hotels um 50 Prozent und mehr gefallen sind. Insgesamt, so die düstere Prognose des Tourismusministeriums, wird befürchtet, dass heuer um eine Million Touristen weniger kommen als noch 2011. Damals waren es rund 16 Millionen Gäste. Im Vorjahr wurden Einnahmen von rund zehn Milliarden Euro registriert, fast eine Million Griechen sind direkt oder indirekt im Tourismus beschäftigt.

"Die Griechen warten heuer sehr auf die Touristen. Sie werden alles tun, um sie zufriedenzustellen", versichert Springer. Der Tourismus ist lebenswichtig, damit die griechische Wirtschaft wieder auf die Beine kommt.