Kein Osterfriede in der katholischen Kirche. Nachdem der Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn einen homosexuellen Pfarrgemeinderat im niederösterreichischen Stützenhofen (Bezirk Mistelbach) akzeptiert hat, will der dortige Pfarrer die Gemeinde nun abgeben. Er werde Kardinal Christoph Schönborn bitten, auf diese Pfarre verzichten zu dürfen, sagte Gerhard Swierzek der APA. Auch die liberale "Pfarrerinitiative" ließ Schönborn am Wochenende auflaufen und lehnte dessen Forderung ab, den "Aufruf zum Ungehorsam" zurückzunehmen. Schönborns Sprecher war zu beiden Themen nicht erreichbar.

Entzunden hatte sich der Konflikt in der Pfarre Stützenhofen an der Wahl des 26-jährigen Florian Stangl in den Pfarrgemeinderat. Obwohl Stangl Mitte März rund 80 Prozent der Stimmen erhielt, lehnte Pfarrer Swierzek die Wahl ab und begründete dies mit der "Lebensweise" des Mannes: Er ist homosexuell und lebt mit seinem Lebensgefährten in einer eingetragenen Partnerschaft. Schönborn korrigierte die Entscheidung allerdings Ende März und meinte, Stangl habe ihn bei einem persönlichen Treffen mit seiner "gläubigen Haltung, seiner Bescheidenheit und seiner gelebten Dienstbereitschaft sehr beeindruckt".

Swierzek will daraus nun Konsequenzen ziehen und die Pfarre abgeben. Es mache ihn traurig, dass es in der Causa bis heute für ihn als zuständigen Pfarrer noch keine persönliche Begegnung mit Schönborn gegeben habe, sagte der konservative Geistliche. Er könne nicht in einer Pfarre tätig sein, deren Mitglieder Recht haben wollen. Seine anderen beiden Gemeinden will er aber weiter betreuen. Es gehe ihm keineswegs um Intoleranz gegenüber dem 26-Jährigen, der etwa jahrelang im Chor mitgesungen habe. Aber in Sünde zu leben dürfe nicht die Norm sein und es sei Aufgabe eines Priesters, einen Sünder zur Umkehr zu bewegen, betonte Swierzek.

Schüller lehnt Rücknahme des "Aufrufs zum Ungehorsam" ab

Schlechte Nachrichten für Schönborn brachte das Osterwochenende auch an einer anderen Baustelle. Schönborn hatte die liberale "Pfarrerinitiative" (nach öffentlicher Kritik des Papstes an der Reformgruppe) aufgefordert, ihren "Aufruf zum Ungehorsam" zurückzunehmen. Darin fordern rund 400 katholische Pfarrer u.a. die Öffnung des Priesteramts für Frauen und Verheiratete sowie die Zulassung von wiederverheirateten Geschiedenen zur Kommunion.

Helmut Schüller, der Sprecher der Pfarrerinitiative, lehnte die Rücknahme des Aufrufs jedoch ab. Er könne die "Nervosität der Bischöfe" angesichts der Äußerungen des Papstes nicht nachvollziehen, sagte Schüller gegenüber der APA. Schließlich habe Benedikt XVI. den Priestern nicht mit Sanktionen gedroht, sondern Fragen gestellt - etwa, ob Ungehorsam ein Weg sein könne, die Kirche zu erneuern. Und diese Fragen wolle man nun beantworten, hofft Schüller auf ein Gespräch mit dem Kirchenoberhaupt: "Wenn jemand Fragen stellt, dann wir er wahrscheinlich Antworten hören wollen."

In den Osterbotschaften der Bischöfe war die aktuelle Reformdebatte nur am Rande Thema und wenn, dann in eher verklausulierter Form. So meinte Kardinal Schönborn in seiner Predigt im Wiener Stephansdom, in der Diskussion um die Zukunft der Kirche sei nur die "persönliche Begegnung" mit dem Auferstandenen entscheidend. Deutlicher wurden einige Bischöfe in Zeitungsinterviews: So plädierte der Linzer Diözesanbischof Ludwig Schwarz in den "Oberösterreichischen Nachrichten" für ein Mitspracherecht der Katholiken bei Bischofsernennungen und eine Reform des Zölibats. Für einen Kompromiss mit der Pfarrerinitiative sprach sich der Innsbrucker Manfred Scheuer in der "Presse am Sonntag" aus. "Ich glaube nicht, dass eine ungeteilte Zustimmung möglich ist, aber eine pauschale Ablehnung wäre auch fatal", sagte Scheuer und warnte vor einer "Kampfsituation" zwischen Pfarrern und Bischöfen.