Der Energiekonzern Total hat bereits mehr als einen Monat vor Bekanntwerden des Gaslecks an seiner Elgin-Plattform Probleme bei der Gasförderung in der betroffenen Bohrung festgestellt.

Am 25. Februar seien erstmals Druckschwankungen festgestellt worden, musste Management-Direktor Philipe Guys jetzt in Aberdeen zugeben.

Von da an bis zum Verlassen der Plattform am vergangenen Sonntag sei versucht worden, die Probleme unter Kontrolle zu bekommen. Unter Hochdruck werde nach Wegen gesucht, um die Fackel auf der Leck geschlagenen Nordsee-Gasplattform zu löschen, damit es zu keiner Explosion kommt.

Zu den Szenarien gehören der Abwurf von Wasser aus Hubschraubern, der Einsatz von Löschschiffen oder Stickstoff, teilte das britische Energieministerium mit. Gegenwärtig bläst der Wind die Gaswolke von der Fackel weg. Doch der Wind kann drehen.

Teppich aus Gaskondensat

Das britische Ministerium für Energie- und Klimaschutz erklärte der BBC, dass das ausströmende Gas das Meerwasser offenbar weniger belastet als bisher angenommen wurde. Der Teppich aus sogenanntem Gaskondensat, der in einer Ausbreitung von 22 Kilometern Länge und 4,5 Kilometern Breite auf dem Wasser schwimmt, habe insgesamt ein Gewicht von etwa 3,8 Tonnen, teilte der Ministeriumssprecher mit. Greenpeace bezweifelt allerdings die geringe Belastung für die Umwelt. Die enthaltenen Schadstoffe würden selbstverständlich in die Nahrungskette gelangen und sich in Meereslebewesen anreichern.

Gaskondensat entsteht, wenn in dem geförderten Erdgas aus der Tiefe noch weitere Kohlenwasserstoffe vorhanden sind, erklärte Jürgen Messner, Erdölgeologe an der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe in Hannover. Unter den Druck- und Temperaturverhältnissen an der Meeresoberfläche sind diese Substanzen (unter anderem der Kohlenwasserstoff Pentan und ähnliche Verbindungen) flüssig.

Dieses Gemisch treibt dann als ölartiger, dünner Film auf der Meeresoberfläche "etwa wie leichtes Erdöl", sagte der Wissenschafter. "Gaskondensate sind kein Abfallprodukt", ergänzte Messner. Sie werden aus vielen Lagerstätten gezielt und in großer Menge gewonnen und weiterverarbeitet.

Wie das Leck geschlossen werden soll, ist weiterhin ein Rätsel. Die internationale Expertengruppe sei noch zu keinem Schluss gekommen, teilte die britische Regierung gestern mit. Am sinnvollsten erscheine bis jetzt eine Entlastungsbohrung (siehe Grafik) - was sechs Monate dauern würde - oder das Einspritzen von schwerem Schlamm - schneller, aber auch gefährlicher.