Nicht nur Ex-Minister können ihre Diplomatenpässe nach Ablauf der Amtszeit verlängern lassen. Dasselbe gilt auch für deren Ehegatten. So kommt es, dass der umtriebige Waffenlobbyist Alfons Mensdorff-Pouilly, der wegen Korruptionsverdachts in Großbritannien und Österreich in Untersuchungshaft saß, eines der begehrten hellroten Dokumente besitzt. Denn seine Ehefrau, Maria Rauch-Kallat war bis 2006 ÖVP-Ministerin. Gegenüber dem radio lieferte die Ex-Politikerin eine erfrischend ehrliche Erklärung: Bei offiziellen Reisen sei es mühsam gewesen, auf ihren Mann zu warten, der anders als sie am Schalter habe warten müssen. Freilich: Seit nunmehr sechs Jahren verreist Rauch-Kallat privat. Die beiden Diplomatenpässe seien nie zurückgefordert worden, erklärt sie. Und der Anwalt ihres Gatten glaubt zu wissen, dass dieser seinen Diplomatenpass bisher nicht verlängert habe. Abgesehen davon, dass die Zertifikate nur fünf Jahre gültig sind. Der Sprecher von Außenminister Michael Spindelegger (ÖVP), Alexander Schallenberg, widerspricht Rauch-Kallats Darstellung vehement. Mit Ende der Ministertätigkeit "verliert der Pass seine Gültigkeit" und werde eingezogen. Wer weiter privilegiert reisen will, müsse neu ansuchen, für einen "Minister außer Dienst"-(Gatten)-Diplomatenpass.

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Rechtzeitig vor Ablauf der Frist ist auch die Bewerbung von Nikolaus Pelinka für den Job des Büroleiters von Generaldirektor Alexander Wrabetz im ORF-Zentrum eingelangt. "Ja, ich habe mich beworben", bestätigte der bisherige Chef des roten Stiftungsrates auf Anfrage. Trotz der massiven Proteste der ORF-Journalisten halte er auch deshalb an seiner Bewerbung fest, weil ihn Wrabetz "ausdrücklich darum" gebeten habe, so Pelinka zur Kleinen Zeitung. Dem Vernehmen nach sollen rund 230 Personen Interesse an den Job angemeldet haben, darunter mehrere Journalisten. In den nächsten Tagen sollen Hearings mit "zehn bis 20 Kandidaten" über die Bühne gehen. Indes wurde gestern bekannt, dass 1316 ORF-Mitarbeiter, rund drei Viertel aller ORF-Journalisten, eine Petition gegen Pelinkas Installierung unterschrieben haben. Der Vorsitzende des Redakteursrates, Fritz Wendl, spricht von einem "Riesenerfolg." Das Ergebnis zeige, "wie groß die Empörung unter den ORF-Journalisten ist."

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Den früheren orangen Vizekanzler und Verkehrsminister Hubert Gorbach holt seine Vergangenheit ein. Die Telekom, die er als zuständiges Regierungsmitglied freundlich behandelt hatte, überwies nach Ende seiner Amtszeit über die Agentur "Valora" des Lobbyisten Peter Hochegger Gorbachs Einzelhandelsfirma in mehreren Tranchen eine rund Viertelmillion Euro. Offiziell sollte mit dem Geld eine Sekretärin bezahlt werden. Doch ausgerechnet diese belastet ihren Chef Gorbach massiv: Laut "News" nannte sie die gewählte Regelung gegenüber der Staatsanwaltschaft ein "Umgehungskonstrukt", das Geld sei zum überwiegenden Teil für Gorbach bestimmt gewesen. Der Ex-Minister dementiert vehement. Es gilt die Unschuldsvermutung

MICHAEL JUNGWIRTH, WOLFGANG RÖSSLER