Sie haben ihn im Meer versenkt, mit einer Abrissbirne bearbeitet, einen Wohnwagen auf sein Dach fallen lassen, ihn angezündet und schließlich samt einem Hochhaus in die Luft gesprengt. Für den japanischen Pick-up allerdings kein Grund, den letzten Zündfunken auszuhauchen: Er bewegte sich noch immer aus eigener Kraft.

Nicht erst seit die Kollegen der britischen Kult-Show „Top Gear“ vorsätzlich, aber vergeblich versucht haben, einen Hilux in die ewigen Jagdgründe zu schicken, ist der Toyota ein Synonym für Unverwüstlichkeit. Mit mehr als 18 Millionen verkauften Stück seit 1968 ist er nicht umsonst der erfolgreichste Pick-up der Welt.

Wo also könnte man die achte Generation des Hilux besser testen als an einem der unwirtlichsten Orte des Planeten. Aber die Namibwüste ist für den Pick-up allenfalls ein ambitionierter Spaziergang. Die Hitze, der Staub, ein kleiner Sandsturm dann und wann, die kleinwagengroßen Schlaglöcher in den Schotterpisten, die von Namibias Hauptstadt Windhuk an die Westküste führen – er quittiert sie gelassen wie mit einem Achselzucken.

Warum die älteste Wüste der Welt eine Hilux-Hochburg ist, weiß man nach wenigen Kilometern. Nichts kann man hier weniger brauchen als Stress mit dem Auto. Gar nichts. Er ist uns eine wohlig klimatisierte Trutzburg, die stoisch Bodenwellen planiert, die beim bloßen Hinschauen schon wehtun. Danke an dieser Stelle für die Hinterachse mit robusten Blattfedern, die jetzt 20 Prozent mehr Federweg hat.

Hightech und Handwerk. Der sieben Zoll große Touchscreen dominiert das Armaturenbrett
Hightech und Handwerk. Der sieben Zoll große Touchscreen dominiert das Armaturenbrett © TOYOTA

Der bärige 2,4-Liter-Diesel mit seinen 150 PS brummt angenehm vertrauensbildend und das Format der fahrenden, 5,3 Meter langen Festung lernt man übrigens spätestens dann zu schätzen, wenn eine aufgebrachte Oryxantilope im gestreckten Galopp am Straßenrand des Weges kommt. Mit zwei Hörnern à 1,5 Meter voraus.
Keine Ahnung, ob der Notbremsassistent auch Afrikas Wildtiere auf dem Radar hat. Ja, richtig gelesen, Toyota bietet für das Arbeitstier eine ganze Armada von Assistenzsystemen an (Kollision, Fußgängererkennung, Spurwechsel, Verkehrsschilder).

Eine Standortbestimmung: Der Hilux ist noch immer ein hemdsärmeliger Hackler. Der Leiterrahmen fällt jetzt steifer und stärker aus, die Ladefläche des Pick-ups ist größer und er kann bis zu 3,2 Tonnen auf den Haken nehmen. Aber spätestens mit der zweiten Ausstattungsstufe „Active“ würzt den Innenraum eine großzügige Prise Pkw: Angeführt vom sieben Zoll großen Touchscreen in Tabletoptik, über den sich die mannigfaltigen Funktionen des Infotainmentsystems samt Onlinediensten und Navigation ganz einfach steuern lassen.

Löwenanteil. Die Doppelkabine ist die beliebteste Karosserievariante
Löwenanteil. Die Doppelkabine ist die beliebteste Karosserievariante © TOYOTA

Die Materialien im Cockpit sind robust und mit diversen Applikationen aufgewertet, wenn auch streckenweise keine Charmeoffensive. Dafür sind sie robust gewählt und hätten wohl sogar den Klauen einer Horde neugieriger Paviane einiges entgegenzusetzen. Die jeweils zwei Haltegriffe für Fahrer und Kopilot stehen sinnbildlich für Handschlagqualität des Hilux.

Und jetzt können wir sie gerade richtig gut gebrauchen. Mit zuschaltbarem Allradantrieb, Geländereduktion und Sperrdifferenzialen an Vorder- und Hinterachse turnt der Zweitonner nämlich auch ziemlich behände durchs Gelände. Geröll und Buckelpisten schütteln ihn nur dann ab, wenn ein Reifen w. o. gibt. Respekt flößt der Ritt auf riesigen, steil abfallenden Dünen kurz vor der Küste ein.

Uns steht jetzt der Schweiß auf der Stirn, der Hilux steht in der Sonne mit seiner glitzernden Quarzsandpanade. Achselzuckend.