Etwa stärker, etwas schneller, etwas knackiger zu fahren – die üblichen Attribute, wenn das sportliche Topmodell eines kompakten Schräghecks neu aufgelegt wird. Seat macht hier beim Ibiza keine Ausnahme: 12 PS gibt es ab dem neuen Jahrgang mehr, das sorgt für 6,7 Sekunden für den Sprint auf 100 km/h, zudem glüht der flotte Katalane so nun auch mit bis zu 235 Sachen – bei theoretisch sechs Litern Verbrauch.

So weit, so gut, aber Zahlen sind die eine Sache und in diesem Fall können sie das Wesen des schnellen Seat nicht einmal ansatzweise ausreichend beschreiben. Hier wurde nämlich nicht nur an ein paar Stellschrauben und Datensätzen gedreht, sondern an allen Fronten kräftig umgerührt, und alles geht los bei einem komplett neuen Motor: Wie auch beim Polo GTI steckt nun auch hier ein 1800er-Turbobenziner unter der kurzen Haube, der es auf 192 PS sowie 320 Newtonmeter Drehmoment bringt und endlich den ewig angestrengt wirkenden 1,4-Liter mit Turbo- und Kompressoraufladung ablöst, dem wirklich niemand nachtrauert.

Den selbstbewussten Blick trägt der Ibiza zu Recht
Den selbstbewussten Blick trägt der Ibiza zu Recht © SEAT

Sicher klang das in der Theorie aufregend und exotisch, wenn zwei Verdichter einen unschuldigen Vierzylinder unter Druck setzen, weil das ja dann abgehen muss wie die Hölle. In der Praxis wirkte die Kombination aber wie unter ewigem Lampenfieber, extrem nervös und dem immensen Druck einfach nicht gewachsen. Das ist natürlich nicht lustig zu fahren, daher also: Zurück zu entspannten 1,8 Litern, wie es schon der Vorgänger des Vorgängers hatte, und hin zu einem ziemlich schlauen Turbolader, dessen Krümmer für möglichst kurze Ansaugwege im Kopf integriert ist, und daher für ein knackiges Ansprechverhalten sorgt. 

Oder sagen wir es so: Natürlich merkt man, dass hier ein Turbo werkelt. Aber der verzögerte Leistungseinsatz liegt in einem Bereich, der nicht nervt, sondern eher als klitzekleine Phase der Vorfreude interpretiert werden kann, bevor der Schub voll einsetzt.

Das Interieur ist schlicht und funktionell
Das Interieur ist schlicht und funktionell © SEAT

Und dann zischt der Ibiza ab, wie man es von einem Cupra gewöhnt ist: Quicklebendig und stets zum Sprung bereit, carvt es sich mit ihm geschmeidig und leichtfüßig über die Landstraße.

Die ausreichend präzise Lenkung lässt ihn Haken schlagen wie ein fröhlicher Feldhase, dass er aber nie wie einer hoppelt, liegt am komplett neuen Fahrwerk, das auf Knopfdruck in der Härte verstellbar ist und so entweder zehn Prozent weicher oder zehn Prozent straffer ausfällt als das starre Setup des alten Modells.

Wir empfehlen: Im weicheren Modus bleiben, das macht ihn auf den unebenen Pisten der Realität nämlich nicht nur schneller, sondern auch angenehmer zu fahren.

Freche Heckansicht mit mittigem Endrohr
Freche Heckansicht mit mittigem Endrohr © SEAT

Also: Mehr Leistung, mehr Topspeed und mehr Technik, zudem 17-Zoll-Aluräder und Bixenon-Scheinwerfer serienmäßig – die Überarbeitung erfüllt alle Kriterien, die für einen kleinen Schießer wichtig sind. Nur in einem Punkt stieg Seat bewusst auf die Bremse: beim Preis. 19.990 Euro, also mehr als 2000 Euro weniger als für das alte Modell, sind eine echte Kampfansage und zugleich die günstigste Möglichkeit, 192 PS käuflich zu erwerben.

Dass auf die Option der DSG-Schaltbox verzichtet wurde – geschenkt, so knackig, wie sich das Sechsganggetriebe schalten lässt, weint man im schnellsten Hasen von Katalonien dem schweren Doppelkupplungs-Derivat keine Träne nach.