Mit rund 45 km/h schießt der junge Mann auf seinem Fahrrad den Berg hinunter. Ein Bobby sieht ihn dabei und ist "not amused", der Polizist verpasst ihm einen saftigen Strafzettel. Aber nicht etwa, weil Malcolm Campbell zu schnell unterwegs war - sondern weil er beim Bergabfahren mit dem Affenzahn ganz gemütlich seine Hände in den Hosentaschen hatte. So setzt er sich zusammen, der Genpool der Familie Campbell: verrückt nach Geschwindigkeit. Und dabei absolut furchtlos.

Malcolm Campbell stellte insgesamt 13 Rekorde auf
Malcolm Campbell stellte insgesamt 13 Rekorde auf © APA

Malcolm ist Anfang der 1920er-Jahre mit seinen Rennwagen so schnell unterwegs, dass es für ihn nur ein Ziel gibt: den Geschwindigkeitsrekord. Zwischen 1924 und 1935 brach ihn Campbell mit seinen Rennwagen, die er aus Aberglaube immer "Bluebird" nannte, neun Mal. Zuletzt mit 484,62 km/h. Dann verlegte sich der Brite aufs Wasser und legte auch in diesem Element vier Mal eine Bestmarke hin.

Sein Sohn Donald trat schnell in die eiligen Fußstapfen. Von 1955 bis 1964 war er mit seinem Rennboot "Bluebird K7" sieben Mal der schnellste Mensch auf dem Wasser und erreichte bis zu 444,71 km/h. Aber auch zu Land wollte er wie sein Vater vor ihm Vollgas geben: Und das tat er 1964 eindrucksvoll mit 648,73 km/h. Er ist bis heute der Einzige, der den Geschwindigkeitsrekord zu Wasser und zu Lande innerhalb eines Jahres gebrochen hat.

Donald Campbell fuhr acht Rekorde zu Land und Wasser ein
Donald Campbell fuhr acht Rekorde zu Land und Wasser ein © APA

Aber der Drang nach dem Topspeed forderte seinen Tribut: Am 4. Jänner 1967 verunglückte er bei dem Versuch, mit seinem bewährten Boot Bluebird K7 einen neuen Rekord aufzustellen. Winzige Wellen auf dem englischen See Coniston Water genügten, dass sich das Boot bei 527 km/h überschlug.

Und auch eine Generation weiter dreht sich bei Don Wales alles um den Topspeed: Bereits eingefahren hat Malcolm Campbells Enkel einen neuen Rekord mit einem Dampfauto und für die schnellste Fahrt mit einem Rasenmäher. Noch in diesem Jahr will er eine neue Bestmarke für Elektroautos aufstellen.

Kürzlich ließ es der Brite vergleichsweise ruhig angehen: 90 Jahre nach einer der Rekordfahrten seines Großvaters kehrte er in dessen Renner "Bluebird" zur damaligen Strecke am Strand im walisischen Pendine zurück.