Aus. Vorbei. Endlich Schluss. Der längste Wahlkampf der österreichischen Nachkriegsgeschichte ist zu Ende. Vor fünf Monaten zogen Kurz und die ÖVP die Notbremse. Normalerweise wird drei Monate (wegen Stichtag) später gewählt, das wäre aber der 15. August gewesen. Die letzen vier bis sechs Wochen waren von einem TV-Marathon bestimmt, beim politischen Beobachter stellte sich - angesichts der rhetorischen Endlosschleifen der Spitzenkandidaten - bald Müdigkeit ein, die Quoten sprechen allerdings eine andere Sprache. Zwar verfolgten nur 960.000 Menschen das Kanzlerduell am Donnerstag, Schüssel gegen Gusenbauer holte 2002 1,6 Millionen vor den Fernsehen, kompensiert wurde der strukturbedingte Einbruch durch die Privatsender, die mit politischen Diskussion (nicht mit Trash) neue Rekorde einfuhren. Wer weiß, vielleicht sind die Politikbeobachter politikmüder als politisch interessierte Bürger. Und nebenbei: Je intensiver man die Debatten verfolgt, je stärker man am Fernseher klebt, umso stärker wächst der Zweifel an der eigenen Wahlentscheidung).

Manche meinen, die Politik könne spätestens ab Montag wieder zur Normalität zurückkehren. Welch' Irrtum. Für Sonntag abends ist der Crash vorprogrammiert: Kern muss Erster bleiben, Kurz muss Erster werden, einer der beiden bleibt auf der Strecke. Sollte Kern straucheln, könnte von den seismischen Erschütterungen auch Häupl erfasst werden, für Montag wurden bereits die Wiener Gremien einberufen. Strauchelt Kurz, werden noch am Abend die Messer gewetzt. Lunacek darf  - logischerweise - nicht an der Vier-Prozent-Hürde straucheln, auch Strolz nicht. Und sollte Strache nicht der nächsten Regierung - angehören - will er dann wirklich weitere fünf Jahren warten, um im fünften Anlauf auf den Sprung in die Regierung zu hoffen?

Die Tage bis Wahlsonntag - womöglich ist es die Ruhe vor dem Sturm.