Das war's wohl. Zum letzten Mal haben sich Christian Kern und Sebastian Kurz am Mittwoch ein Duell im TV geliefert. Der Kanzler trat wieder deutlicher staatstragender auf als bei der Schlammschlacht auf Puls 4. Kern ist zweifelsohne wortgewandter, schlagfertiger, tiefsinniger als sein Widersacher, nur vollbringt Kurz - dienstältestes Regierungsmitglied der ÖVP - das Kunststück, den tiefsitzenden Wunsch nach einem Wechsel als Treibsatz für seine Bewegung umzufunktionieren. Kern schaut vergleichsweise alt aus.

In der Politik kommt es - wie im Leben auch - oft auf den richtigen Zeitpunkt an. Kern hat den richtigen Moment um vier Monate verpasst. Hätte er Mitte Jänner - nach der Präsentation seines Plans A - die Reißleine gezogen und Neuwahlen vom Zaun gebrochen, er hätte die ÖVP womöglich auf dem falschen Fuß erwischt und wäre mit Rückenwind, nicht Gegenwind in die Wahl gingen. Mag sein, dass ihm die Fehler des Wahlkampfes auch passiert wären - Herr Silberstein war bereits in Amt und Würden, die Ausgangssituation wäre eine andere gewesen.

Nun mag man in der SPÖ entgegen, dem Kanzler sei es immer ums Land gegangen, nie um wahlstrategische und parteipolitische Überlegungen. Welch Unsinn! Der Plan A wurde nicht als Reformpaket der Regierung konzipiert, sondern entstand über Weihnachten als SPÖ-Konzept, die Endredaktion nahm die Parteizentrale vor. Spätestens in Wels, wo Kern den Plan präsentierte, startete die SPÖ ihren Vorwahlkampf. Den Mut, den zweiten Schritt zu setzen, brachte Kern nicht auf.

Sollte es am Sonntag schief laufen, würde er als kürzestdienender Kanzler in die Geschichte der Republik eingehen.