Eigentlich kommt die Reise gerade recht. Die Stimmung in Washington ist gewittrig-schwül wie das Wetter. Aus dem Weißen Haus dringen täglich neue kompromittierende Informationen an die Öffentlichkeit. Da wäre ein neuntägiger Trip in eine ganz andere Weltregion eine angenehme Ablenkung – wenn da nicht die Sache mit der Übernachtung wäre. Donald Trump schläft nicht gerne in fremden Hotelbetten.

Auf den ersten Blick mag es verwundern, dass die erste Reise von Trump, der im Wahlkampf kräftig Stimmung gegen Muslime machte, ausgerechnet in der arabischen Welt beginnt: Nach drei Nächten in Saudi-Arabien fliegt der Präsident nach Israel, von dort nach Rom, zum Nato-Gipfel in Brüssel und schließlich zu einem Treffen der Regierungschefs der sieben führenden Industriestaaten auf Sizilien. Doch Trump sucht bewusst die Nähe der Golfstaaten, um ein engeres Bündnis im Kampf gegen die Terrormiliz IS zu schmieden.

Nach Israel und in die Palästinensergebiete reist Trump, weil er sich vorgenommen hat, als „Deal-Maker“ den Friedensprozess im Nahen Osten wieder in Gang zu setzen. Der Stopp in Italien ergab sich eher zufällig wegen des G7-Gipfels. Doch das Weiße Haus bemüht sich, den Sinn der Reise dadurch zu überhöhen. Eine Audienz bei Papst Franziskus wurde organisiert. „Diese Reise ist wahrlich historisch“, sagt der Nationale Sicherheitsberater Herbert Raymond McMaster: „Kein Präsident zuvor hat jemals die Heimat und die heiligen Stätten der Juden, der Christen und der Moslems auf einmal besucht.“ Der Präsident wolle die Menschen vereinen und bringe eine Botschaft „des Friedens, des Fortschritts und des Wohlstands“.

Ganz besonders wird freilich auf die Botschaft gehört werden, die Trump in der saudischen Hauptstadt Riad verkünden will. Dort ist eine Grundsatzrede zum Islam angekündigt. Ob sie die hohen Erwartungen erfüllen wird, ist zumindest fraglich. Autor des Textes soll nach amerikanischen Zeitungsberichten ausgerechnet Stephen Miller sein, der auch den vor Gericht gescheiterten Einreisestopp für Moslems verfasst hatte.