Im März 2000 war es noch Fiktion. Es war aus damaliger Sicht ziemlich komisch und höchst unrealistisch. In der „Simpsons“-Folge „Barts Blick in die Zukunft“ aus Staffel elf zieht Lisa im Jahr 2030 als Präsidentin ins Weiße Haus ein. Als Nachfolgerin von: Donald Trump. Mit der Inauguration des 70-jährigen New Yorkers heute, Freitag, ab 17.05 Uhr in ORF 2 wird diese einst verrückte Idee der „Simpsons“-Macher Realität.

Unzählige amerikanische Filme und Serien drehen sich um fiktive und reale Vorgänger des neuen Amtsinhabers: In „House of Cards“, der Washington-Saga aus dem Hause Netflix, ist er ein ausgemachter Widerling (verkörpert von Kevin Spacey), im Action-Spektakel „Air Force One“ ein bewundernswerter Draufgänger (Harrison Ford) und in der schrägen Sitcom „Hier kommt Bush!“ ein veritabler Trottel (Timothy Bottoms). Kaum eine Ausprägung wurde bislang ausgelassen: als strahlender Held wie Bill Pullman im Weltuntergangsfilm „Independence Day“, als vielschichtiger Charakter wie Martin Sheen in der preisgekrönten Serie „The West Wing“ oder als Hauptfigur eines Horrorfilms wie im schrägen Gruselmärchen „Abraham Lincoln Vampirjäger“.


Prophetische Drehbücher gibt es immer wieder – sei es zufällig, wie bei den „Simpsons“, oder ganz bewusst: So durfte Kiefer Sutherland als gehetzter, aber quasi unverletzbarer Superagent Jack Bauer in „24“ bereist 2002 unter einem schwarzen US-Präsidenten (Dennis Haysbert) dienen. Eine Frau im Weißen Haus gab es etwa in „Welcome, Mrs. President“ 2005 zu sehen. Trotz hoher Qualität und einem Golden Globe für Hauptdarstellerin Geena Davis wurde die Serie bereits nach einer Staffel abgesetzt.

Bei „Homeland“ wurde in Vorbereitung auf die sechste Staffel, die erst am Sonntag in den USA anlief, auf das falsche Pferd gesetzt: Ins Weiße Haus zieht eine liberale Frau, gespielt von Elizabeth Marvel, ein. „Entertainment Weekly“ merkte angesichts dessen spitz an: „Es dürfte das einzige Mal sein, dass ,Homeland‘ weniger bedrohlich wirkt als die Wirklichkeit.“


Natürlich befassen sich etliche Werke auch mit einigen der realen Vorgänger von Trump: Allein über 210 Schauspieler verkörperten seit 1910 Abraham Lincoln. Daniel Day-Lewis erhielt dafür erst 2012 einen Oscar. Jon Voight spielte im Kriegsfilm „Pearl Harbor“ Franklin D. Roosevelt, Alan Rickman in „Der Butler“ Ronald Reagan und Josh Brolin in Oliver Stones satirischer Biografie „W. – Ein missverstandenes Leben“ George W. Bush.

Als Majestätsbeleidigung empfanden viele Amerikaner die 2011 produzierte Serie „The Kennedys“ über die 1963 ermordete Lichtgestalt John F. Kennedy und seine Familie, denn die Kennedys kamen nicht allzu gut weg.
Nicht gut weg kommt in der erwähnten „Simpsons“-Folge auch die Ära von Präsident Trump: „Er hat uns leere Kassen hinterlassen“, sagt Nachfolgerin Lisa. Minister Milhouse präzisiert: „Das Land ist ruiniert.“ Den USA ist zu wünschen, dass sich die Macher zumindest da geirrt haben werden.